Mit der Kurienreform soll der vatikanische Apparat effizienter, transparenter und schlanker werden und stärker im Dienst der Ortskirche stehen. Das Projekt ist freilich noch weit von einem Abschluss entfernt. Mit einer Neufassung der Kurien-Konstitution "Pastor bonus" von 1988 sei nicht vor 2016 zu rechnen, hieß es.
Der Papst wollte sein oberstes Beratergremium in die Überlegungen zur Kurienreform mit einbeziehen. So berief er ein Konsistorium ein, an dem rund 170 Kardinäle teilnahmen. In erster Linie ging es um Zwischenberichte über die bisherige Arbeit des mit der Reform beauftragen Kardinalsrates (K9-Rat), die schon manche Eckpunkte für die künftige Vatikanstruktur erkennen ließen.
Erstellung von Leitlinien der Finanzeinrichtungen
Bereits vor einem Jahr hat der Papst auf Empfehlung des K9-Rates einen Wirtschaftsrat und ein Wirtschaftssekretariat eingerichtet, der die Finanz- und Immobilienbestände der Vatikan-Einrichtungen erfassen und in eine gemeinsame Bilanz bringen soll. Offensichtlich stoßen die zuständigen Kardinäle George Pell und Reinhard Marx jedoch auch an Grenzen - und auf den Widerstand von Betroffenen. Dem Vernehmen nach will insbesondere die Missionskongregation ihre wirtschaftliche Unabhängigkeit und Eigenständigkeit bewahren. Beim Konsistorium trat das Problem jedoch nicht zutage. Im Moment gehe es darum, Statuten für die beiden Finanzeinrichtungen zu erstellen, um deren Kompetenzen genau zu klären, betonte Vatikansprecher Federico Lombardi.
Veränderungen zeichnen sich derzeit insbesondere bei den päpstlichen Räten ab, deren Zahl stark reduziert werden soll. Die Rede ist von zwei Superbehörden im Rang von Kongregationen - für Laien-Familie-Leben sowie für Caritas-Gerechtigkeit-Frieden - in die sechs der bisherigen zwölf Räte eingehen sollen. Die zweite Behörde soll sich auch um den Bereich Umwelt kümmern.
Ausweitung des Kultursektors
Spekulationen ranken sich derzeit auch um den vatikanischen Kultursektor. Kardinal Gianfranco Ravasi sprach in den vergangenen Tagen vor dem K9-Rat, ohne dass Näheres bekannt wurde. Dem Vernehmen nach möchte er den von ihm geleiteten Kulturrat, dem unter anderem die Auseinandersetzung mit zeitgenössischen Geistesströmungen und der Dialog mit Nichtglaubenden obliegen, auch für andere Sektoren wie die Vatikanmuseen oder die Kommission für die kirchlichen Kulturgüter ausweiten. Diese neue Behörde könnte zudem mit der Bildungskongregation verbunden werden, deren Präfekt Zenon Grocholewski bereits die Pensionsgrenze überschritten hat.
Veränderungen dürfte es auch im Staatssekretariat geben. Es soll stärker von einer vatikanischen Superbehörde zu einem eigentlichen Papst-Sekretariat werden, heißt es. Und seine für die vatikanische Außenpolitik zuständige Zweiten Sektion könnte wieder selbstständig werden. Vom Tisch scheint dagegen die Idee eines zusätzlichen Kurienmoderators, der für mehr Koordination und Austausch zwischen den Vatikanbehörden sorgt. Dies sollte weiterhin Aufgabe des Staatssekretärs und seines "zweiten Mannes", des Substituten, sein.
Verwaltung einer geistlichen Gemeinschaft
Bei der Kurienreform geht es freilich nicht nur um Macht oder einen funktionierenden Apparat. Die römische Kurie sei keine einfache Verwaltungsstruktur, sondern eine geistliche Gemeinschaft im Dienst der Kirche, die dem Papst bei der Ausübung seines Primats hilft, betonte Kurienkardinal Gerhard Ludwig Müller unmittelbar vor dem Gipfeltreffen. Die Reform der römischen Kurie, die bereits jetzt schon kollegial arbeite, müsse beispielhaft für die spirituelle Erneuerung der ganzen Kirche sein, so Müller.
Am Konsistorium nahmen bereits 19 der 20 Bischöfe teile, die der Papst am Samstag feierlich ins Kardinalskollegium aufnimmt, unter ihnen der deutsche Vatikandiplomat Karl-Josef Rauber. Mit seinem zweiten Konsistorium hat Franziskus somit insgesamt 36 neue Kardinäle kreiert - fast ein Drittel des Gremiums, das einmal seinen Nachfolger wählen wird.
Johannes Schidelko