Papst Franziskus hält gerne Versprechen. Und dass er in den Südsudan und die Demokratische Republik Kongo reisen wollte, hatte er mehrfach zugesagt. Anfang Juli ist es nun soweit. Erst soll es in den Kongo, dann in den Südsudan gehen.
Sechs Tage mit einem vollen Reiseprogramm in zwei Krisenregionen, aus denen zuletzt wieder Nachrichten über Unruhen und Gewalt nach Europa drangen. Doch das hält Franziskus nicht ab. Auch seine anhaltenden Knieprobleme und den deshalb nötigen Rollstuhl lächelt er weg. Es soll eine Reise für den Frieden werden. Dieser steht über allem.
Anstrengende Reise
Am 2. Juli geht es am frühen Morgen los nach Kinshasa. Das ganze Reiseprogramm ist geprägt von frühen Starts und eher längeren Mittagspausen, wenn möglich. Wohl auch, um während der heißen Sommertemperaturen die kühleren Morgenstunden zu nutzen. Eine Reise in zwei afrikanische Länder im Hochsommer mit langen Flugzeiten und holprigen Straßen. Das ist auch für Jüngere, Gesündere anstrengend.
Noch am Anreisetag absolviert der 85-Jährige offizielle Höflichkeitsbesuche sowie seine übliche Ansprache vor Vertretern der Regierung, Diplomaten und der Zivilgesellschaft in Kinshasa. Am zweiten Reisetag, dem 3. Juli, sind eine Messe auf einem Flughafengelände sowie das ebenfalls übliche Treffen mit Bischöfen, Priestern und weiteren Religionsvertretern geplant. Etwa die Hälfte der rund 92 Millionen Einwohner des Kongo bekennt sich zum katholischen Glauben.
Politisches Chaos
Der Papst dürfte mahnende Worte an die Kongolesen richten. Schon vor Jahren hatte Franziskus erklärt, ein Aufenthalt in dem krisengeplagten Land komme erst nach einem Machtwechsel infrage. Ex-Präsident Joseph Kabila hatte trotz beendeter zweiter Amtszeit 2016 verfassungswidrig weiterregiert und Wahlen hinausgezögert. Erst 2019 kam der Machtwechsel.
Präsident ist seither Felix Tshisekedi. Er traf Papst Franziskus im ersten Amtsjahr gleich zweimal; zunächst zur Kardinalsernennung von Kinshasas Erzbischof Fridolin Ambongo Besungu. Bei seinem zweiten Besuch sprachen die beiden vor allem über die humanitäre Lage. Im rohstoffreichen Osten des Kongo kämpfen seit vielen Jahren Rebellengruppen um die Vorherrschaft. Erst Anfang Juni meldete das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR, dass Zehntausende aus dem Osten geflohen seien. Konflikte in den Nachbarstaaten tragen zu einer politisch instabilen Lage bei.
Nach dem etwas ruhigeren zweiten Tag, wird der dritte Reisetag anstrengend und voller Symbolik. Am frühen Morgen startet der Flieger in den Ostkongo. In Goma feiert Franziskus erst eine Messe und trifft dann Opfer der Gewalt in Beni und im Ostkongo. Dieses Treffen findet unweit der Stelle statt, an der im vergangenen Jahr der italienische Botschafter Luca Attanasio bei einem Attentat auf einen Konvoi des Welternährungsprogramms (WFP) getötet wurde.
Noch am gleichen Abend fliegt Franziskus zurück nach Kinshasa, um am vierten Reisetag, dem 5. Juli, Jugendliche und Katechisten zu treffen. Im Anschluss startet das Flugzeug in die südsudanesische Hauptstadt Juba. Der anglikanische Primas, Erzbischof Justin Welby von Canterbury, wird Franziskus wie geplant im Südsudan begleiten. Auch der Moderator der presbyterianischen Kirche Schottlands reist mit. Derzeit hat Lord Jim Wallace diesen Posten inne.
Kirchlicher Dialog im Südsudan
Alle drei Kirchen bemühen sich seit Jahren, in dem krisengeplagten Land den Dialog zu fördern. Der Südsudan erlangte 2011 seine staatliche Unabhängigkeit vom Sudan. Er wird daher als "jüngster Staat der Welt" bezeichnet. 2013 eskalierte ein Machtkampf zwischen dem ersten Präsidenten des Landes, Salva Kiir, und seinem Stellvertreter und Herausforderer Riek Machar. Trotz wiederholter Verhandlungen und Abkommen zwischen den Konfliktparteien gilt die Sicherheitslage als angespannt. Der Anteil der Katholiken an der Gesamtbevölkerung wird mit 38 bis 40 Prozent angegeben.
Dies dürfte auch in den Gesprächen mit Präsident Kiir und dem wiederernannten Vize Machar direkt nach der Ankunft Hauptthema sein.
Treffen mit Binnenvertriebenen
Am darauffolgenden Tag, dem 6. Juli, trifft Franziskus Binnenvertriebene, Kirchenvertreter und feiert mit Welby und Wallace ein ökumenisches Gebet. Nach einer Abschlussmesse am Donnerstagmorgen und der offiziellen Verabschiedung geht es zurück nach Rom.
Schon in der Vergangenheit gab es große Gesten des Papstes, um auf die Lage in den Ländern aufmerksam zu machen. In einer spektakulären Geste kniete der Papst vor den 2019 im Vatikan vor Kiir und Machar nieder. Er küsste ihnen die Füße und forderte sie zum Friedensschluss für ihr Volk auf. Bleibt abzuwarten, welche Gesten vor Ort folgen.