Die Welt bereite sich wieder darauf vor, in Kriege zu ziehen. "Nie wieder Krieg, dieses sinnlose Gemetzel", sagte Franziskus vor den Gräbern Tausender junger Soldaten. Wer Konflikte beginne, meine eine neue Welt bringen zu können, aber die Konflikte endeten in einem "Reich des Schreckens und des Todes".
Vor der Messe auf der Kriegsgräberstätte für 7.861 alliierte Gefallene schritt Franziskus schweigend zwischen den Gedenksteinen einher und legte zehn einzelne weiße Rosen auf den Stelen christlicher und jüdischer Soldaten nieder.
Papst: Allerseelen ein Tag der Hoffnung und der Tränen
Es sei christliche Hoffnung, nach dem Tod Gott zu begegnen und einander wiederzusehen, sagte der Papst in seiner frei gehaltenen Predigt. "Die Hoffnung enttäuscht nicht, aber die Hoffnung senkt so oft ihre Wurzeln in unzählige menschliche Wunden." Das Allerseelen-Fest als Tag der Hoffnung sei auch ein Tag der Tränen: "Die Tränen, welche die Frauen vergossen, wenn der Brief kam: 'Die Dame hat die Ehre, dass Ihr Mann ein Held des Vaterlands ist, dass Ihre Söhne Helden des Vaterlands sind.' Es sind Tränen, die die Menschheit nicht vergessen darf", sagte der Papst.
Der 31 Hektar große Soldatenfriedhof versammelt vor allem die Gebeine der Gefallenen der Schlacht von Anzio im Frühjahr 1944. Die vorausgehende Landung von britischen und US-amerikanischen Truppen an dem Küstenstreifen südlich von Rom war eine der größten amphibischen Landeoperation der Geschichte. Dabei und bei den nachfolgenden Gefechten fielen auf alliierter Seite 7.000 Mann, aufseiten der deutschen Verbände 5.500. Übergangsweise waren in Nettuno auch 2.723 deutsche Soldaten bestattet.
Papst: Krieg ist Selbstzerstörung
Franziskus erinnerte auch an den ersten Atombombenabwurf der Geschichte in Hiroshima. Krieg sei nichts anderes als "Selbstzerstörung". Ähnlich hatte er bereits am Montag mit Blick auf zunehmende atomare Drohgebärden vor einem "Selbstmord der Menschheit" gewarnt.
In den vergangenen Jahren hatte Franziskus zu Allerheiligen am 1. November jeweils eine Messe auf einem der großen Friedhöfe Roms gefeiert. In den vergangenen Wochen sprach er sich mehrfach deutlich gegen Kriege aus und verurteilte bewaffnete Konflikte.
Besuch an Ort eines SS-Massakers
Papst Franziskus besuchte nach der Messe auf dem Soldatenfriedhof den Ort eines SS-Massakers in Rom. Am Donnerstagnachmittag fuhr er zu den Ardeatinischen Höhlen, um für die Opfer der dortigen Erschießungen zu beten.
In den Ardeatinischen Höhlen wurden am 24. März 1944 auf Befehl der deutschen Wehrmacht 335 italienische Geiseln erschossen. Das Massaker war eine Vergeltung für einen Bombenanschlag von Partisanen, bei dem tags zuvor 33 Angehörige eines deutschen Polizeiregiments in Rom getötet worden waren.
Schweigendes Gedenken
Erwartet wurde der Papst bei der Gedenkstätte vom römischen Oberrabbiner Riccardo Di Segni, von der Leiterin der jüdischen Gemeinde, Ruth Dureghello sowie von Nachfahren der Opfer. Franziskus verzichtete auf Ansprachen und verharrte schweigend am Ort der Erschießungen. Anschließend legte er im benachbarten neuen Mausoleum für die Ermordeten weiße Rosen auf einzelnen Gräbern nieder. Di Segni sprach ein jüdisches Totengebet. Danach betete auch Franziskus für die "Gefallenen der Freiheit und Gerechtigkeit".
Papst Benedikt XVI. (2005-2013) hatte die Gedenkstätte im März 2011 gemeinsam mit Oberrabbiner Di Segni aufgesucht. Beide beteten für die Opfer der Massenhinrichtung, unter denen auch 73 Juden waren. Vor ihm hatten 1965 Paul VI. (1963-1978) und 1982 Johannes Paul II. (1978-2005) den Ort des Massakers besucht.