Papst besucht zum Auftakt seiner Reise die Paulusgrotte - Malta feiert

Volksfest und stilles Gedenken

Papst Benedikt XVI. hat bei seinem Besuch auf Malta die Paulusgrotte aufgesucht. In Rabat am Rand der Hauptstadt Valletta betete er an der Stelle, wo nach der Tradition der Apostel Paulus vor 1.950 Jahren drei Monate lange lebte. Die Erinnerung an dieses Ereignis ist der Anlass für die 14. Auslandsreise des Papstes. Rund um die Kirche herrschte derweil Volksfeststimmung.

 (DR)

Der Aufenthalt des Völkerapostels Paulus sei ein unvergessliches Ereignis für die Geschichte der Insel, sagte der Papst. Mit seiner Botschaft habe Paulus das Christentum tief verwurzelt und die nationale Identität Maltas geprägt.

Auch heute sei ein christliche Zeugnis angesichts der vielen Bedrohungen gegen die Heiligkeit des Lebens und die Würde von Ehe und Familie notwendig, erläuterte Benedikt XVI. Nach wie vor brauche die Gesellschaft grundlegende moralische Werte. Nur sie bildeten die Grundlage für echte Freiheit und tatsächlichen Fortschritt. Das gleiche Evangelium, das vor 1.950 Jahren der Apostel Paulus auf der Insel predigte, müsse auch heute im Rahmen einer Neuevangelisierung die Menschen zur Umkehr, zu einem neuen Leben und zu einer Zukunft in Hoffnung anhalten.

Nach seiner Ankunft in Rabat betete der Papst zunächst still vor dem Tabernakel in der Kirche. Dann stieg er in die Grotte hinab. Als Geschenk hinterließ er eine silberne Votivlampe und seinen Pileolus, die weiße Kopfbedeckung des Papstes.

Paulus sei durch seinen durch einen heftigen Sturm erzwungenen Aufenthalt zum geistigen Vater Maltas geworden, sagte der Papst. Er dankte den rund 250 Missionaren für ihre Arbeit, die an dem Gebetstreffen in der Paulusgrotte teilnahmen. Wie der Völkerapostel Paulus verkündeten und bezeugten sie das Christentum in der Welt.

Rund um die Kirche in Rabat herrschte Volksfeststimmung. Die kleine Gemeinde des Ortes im Westen Maltas bereitete dem Papst einen warmherzigen Empfang. Stundelang hatten Hunderte auf dem Platz vor der Pauluskirche ausgeharrt, bis Benedikt XVI. mit halbstündiger Verspätung eintraf. Beim kurzen Besuch in der Kirche mit rund 130 Ordensleuten gab es mehrfach Applaus. Auch die Menschen draußen spendeten anhaltend Beifall.

Vor Betreten der Kirche bekam der Papst am Eingang einen Anker gezeigt, der angeblich aus der Zeit des Paulus stammt. Benedikt XVI. ließ sich den Fund von dem Hobbyarchäologen Mark Gatt erläutern, der den Anker am 24. April 2005 bei einem Tauchgang entdeckt hatte. Das war der Tag, an dem Benedikt XVI. seine erste Konzelebration als Papst feierte. Der Anker trägt den lateinischen Schriftzug der ägyptischen Götter Isis und Serapis und datiert auf 200 vor bis 100 nach Christus.

Vor dem Hintergrund der Missbrauchskrise

Zuvor hatte Benedikt die Rolle Maltas für den Aufbau Europas gewürdigt. Zudem ging er auf Themen wie die Flüchtlingsproblematik, den Schutz von Ehe und Familie sowie Lebensrecht ein. Auf dem Flug von Rom nach Luqa sprach das Kirchenoberhaupt indirekt auch die aktuelle Missbrauchskrise an. Die Maschine mit dem Papst hatte trotz der Aschewolke über Europa und weiträumiger Sperrung des Luftraums fliegen können.

Bei seiner Ankunft auf dem Flughafen von Luqa sagte Benedikt XVI., am Schnittpunkt großer Ereignisse und Kulturen spiele Malta eine Schlüsselrolle für die Geschichte Europas, des Nahen Ostens und Nordafrikas. Er appellierte an die Bevölkerung, weiterhin eine Brücken- und Mittlerfunktion zwischen den Völkern, Kulturen und Religionen des Mittelmeerraums einzunehmen. Zugleich betonte der Papst die unverzichtbare Rolle des katholischen Glaubens für das Land. Er rief die Menschen auf, für die Unauflöslichkeit der Ehe, für die Förderung der Familie, für den Schutz des Lebens von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod sowie für Religionsfreiheit einzutreten.

Auf dem Flug nach Malta war der Papst zuvor indirekt auch auf das Thema Missbrauch eingegangen. «Ich weiß, dass Malta Christus und die Kirche liebt, die sein Leib ist, auch wenn dieser Leib von unseren Sünden verwundet ist», sagte Benedikt XVI. vor mitreisenden Journalisten. Das Evangelium Christi sei «die wahre Kraft, die korrigiert und heilt».

Beobachter sahen auch in einem vom Papst gewählten Bild des «Schiffbruchs» eine vorsichtige Anspielung auf die Missbrauchskrise. Anlass der ersten Auslandsreise von Benedikt XVI. in diesem Jahr ist der Schiffbruch des Apostels Paulus vor Malta vor 1.950 Jahren. Mit Blick auf diese biblische Erzählung sagte der Papst, auch ein «Schiffbruch des Lebens» könne auf einen Plan Gottes verweisen und «nützlich sein für einen Neuanfang in unserem Leben».

Während der Pressekonferenz des Papstes auf dem Flug nach Malta waren keine Fragen zugelassen. Benedikt XVI. hielt ein dreiminütiges Statement kurz nach dem Start. Dabei nannte er als einen Aspekt seines Besuchs die Einwanderungsproblematik. Malta sei der Ort, an dem die Flüchtlingsströme aus Afrika ankämen und «an die Tür Europas klopften». Dies erzeuge ein großes Problem, das nicht allein von Malta gelöst werden könne. Alle Staaten müssten dafür arbeiten, dass die Menschen in ihren Heimatländen würdig leben könnten. Zugleich müssten die Flüchtlinge eine menschenwürdige Aufnahme finden.

Auf dem Flughafen von Luqa wurde der Papst von den Bischöfen des Landes und Präsident George Abela begrüßt. Dieser ging unter anderem auf die Missbrauchskrise ein. Er halte es für falsch, das verwerfliche Handeln einiger weniger zu benutzen, um einen Schatten auf die ganze Kirche zu werfen, sagte der Präsident. Die katholische Kirche verpflichte sich weiter dem Schutz von Kindern und verletzlichen Menschen. Es sei Plicht der Kirche und des Staates, Hand in Hand zu arbeiten, um Missbrauch einzudämmen und Gerechtigkeit zu erreichen.

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