Papst betet für Sturmopfer auf den Philippinen

Mehr als 10.000 Tote befürchtet

Papst Franziskus hat zum Gebet für die Opfer der Sturmkatastrophe auf den Philippinen aufgerufen. Hunderttausende warten im Katastrophengebiet auf Hilfe. Die Zerstörung behindert die Versorgung. Plünderungen haben begonnen.

Überlebende in Tacloban (dpa)
Überlebende in Tacloban / ( dpa )

Er bitte alle, mit ihm für die Opfer des Taifuns Haiyan zu beten, "vor allem für jene auf den geliebten Inseln der Philippinen", schrieb Franziskus am Samstag auf seinem englischen Twitter-Account. Beim Angelus am Sonntag hielt er eine kurze Gebetsstille und rief zur konkreten Hilfe auf. Kurz zuvor veröffentlichte der vatikanische Pressesaal eine von Staatssekretär Parolin unterzeichnete Solidaritätsbotschaft des Papstes, in der neben den Opfern auch der Regierung und den Nothelfern Ermutigung zugesprochen wird.

Zollitsch: Wir müssen sofort helfen

Die Deutsche Bischofskonferenz hat zur Unterstützung und zu Spenden aufgerufen. "Wir müssen sofort helfen. Deshalb bitte ich um sichtbare Unterstützungen für die Opfer auf den Philippinen", erklärte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, am Sonntag in Bonn. In einem Brief an den Vorsitzenden der Bischofskonferenz der Philippinen, Erzbischof Sokrates Villegas, schrieb Zollitsch: "Die dramatischen Bilder aus Ihrem Land bewegen uns sehr. Wir sind zutiefst erschüttert vom Tod so vieler Menschen, die Opfer der Naturgewalten wurden." Zollitsch rief auch zum Gebet für die Bevölkerung auf.

Nach dem verheerenden Taifun "Haiyan" hat sich auf den Philippinen ein Bild des Grauens gezeigt. Behörden und Polizei befürchteten, dass allein in der Provinz Leyte etwa 10.000 Menschen in den Tod gerissen wurden und damit weit mehr als bislang angenommen, wie philippinische Medien am Sonntag berichteten. Die meisten der Opfer seien ertrunken. Unterdessen lief die internationale Hilfe an. Auch zwei Tage nach der Katastrophe gelang es vielen Helfern jedoch noch nicht, in die am schwersten betroffenen Gebiete vorzudringen.

"Haiyan" war einer der gewaltigsten Taifune, die je Land erreichten. Auf dem Weg nach Vietnam schwächte er sich deutlich ab und sollte dort am Montag nur noch als tropischer Sturm die Küste erreichen. Hunderttausende Menschen, die bereits in Sicherheit gebracht worden waren, durften in ihre Häuser zurückkehren.

"Es ist chaotisch in Tacloban"
Auf der verwüsteten philippinischen Insel Leyte sei ein Lasterwagenkonvoi mit Versorgungsgütern 20 Kilometer südlich von Tacloban gestoppt und geplündert worden, berichtete Rotkreuz-Chef Richard Gordon im Fernsehen. Die Notpakete hätten 5000 Familien versorgen sollen. "Es ist chaotisch in Tacloban", sagte Roger Marcado, Gouverneur der Nachbarprovinz Southern Leyte, im TV. "Geschäfte werden geplündert, und die Menschen versuchen sogar, Geldautomaten zu knacken." Ein Ladenbesitzer stand mit gezückter Pistole vor seinem Laden, um Plünderer abzuschrecken.

Wie Bilder aus der Region zeigen, ist die Verwüstung verheerend. Kilometerweit sind nur noch Trümmerhaufen zu sehen, wo einst Hütten und Häuser standen. Große Frachtschiffe wurden in Tacloban mit der meterhohen Sturmflut an Land gespült. Entlang der Straßen liegen Leichen, notdürftig mit Planen abgedeckt. Angehörige sind nicht in Sicht. In den Trümmern suchen Familien nach Essbarem. Immer wieder regnet es heftig. Familien mit Kleinkindern kauern unter Zeltplanen, die sie notdürftig als Dach aufgespannt haben.

Zerstörte Flughäfen, beschädigte Häfen

Präsident Benigno Aquino machte sich in der Region ein Bild von der Verwüstung und den Hilfsmaßnahmen. Er zeigte sich verärgert, dass die Katastrophenschutzbehörden trotz Wetterwarnungen nicht mehr Menschen besser geschützt haben, wie ein lokaler Radiosender berichtete. Die Katastrophenhilfe lief zwar an, aber zerstörte Flughäfen, beschädigte Häfen und kaputte oder verschüttete Straßen machten die Verteilung der Hilfsgüter zu einem logistischen Alptraum. Hunderttausende Menschen warteten dringend auf Hilfe.

"Die Zerstörung in Tacloban ist schockierend", berichtete Praveen Agrawal vom UN-Welternährungsprogramms (WFP) nach einem Besuch. Die Organisation will 40 Tonnen angereicherte Energiekekse aus Dubai einfliegen. Sie haben sich in Desasterzonen, wo nicht gekocht werden kann, bewährt. Sie enthalten nach WFP-Angaben pro 100 Gramm 450 Kilokalorien und mindestens 10 Gramm Proteine.

Deutschland hat Hilfe zugesagt

Nach Angaben der Regierung waren 4,3 Millionen Menschen von der Naturkatastrophe betroffen. 800.000 waren aus ihren Häusern geflüchtet. Viele von ihnen dürften ihr Hab und Gut verloren haben. 330.000 harrten in Notunterkünften aus. Das Rote Kreuz rief im ganzen Land zu Spenden auf und suchte nach Freiwilligen, um Nothilfepakete für Familien zu packen. Die lokale Logisticfirma 2Go bot umsonst Transport auf seinen Frachtern an.

Neben Bundeskanzlerin Angela Merkel haben auch Neuseeland, Australien und die USA Hilfe zugesagt. Nationale und internationale Hilfsorganisationen haben mit der Entsendung von Rettungs- und Versorgungsmannschaften begonnen und rufen zu Spenden auf.

Caritas international, Misereor und Malteser helfen Partnern vor Ort

Die katholische Hilfsorganisation Caritas international begleitet den Einsatz ihrer Partner vor Ort. Caritas Philippinen und Caritas USA hätten Zeltplanen und Wasserentkeimungstabletten auf den Weg in die besonders schwer betroffene Stadt Cebu gebracht, teilte Caritas international am Sonntag in Freiburg mit. Besonders dringend würden jetzt Trinkwasser, Lebensmittel und Zelte benötigt, sagte Oliver Müller, Leiter der Organisation.

Auch das katholische Hilfswerk Misereor in Aachen sagte mindestens 50.000 Euro zur Sicherung einer Basisversorgung der betroffenen Bevölkerung zu. Als weltgrößtes katholisches Entwicklungshilfswerk ist Misereor seit vielen Jahren auf den Philippinen aktiv. Es kooperiert dort mit rund 150 Partnerorganisationen. Damit könne man auf bewährte Strukturen zurückgreifen und flexibel helfen, so das Hilfswerk.

Am Montag wollen sich Nothilfeexperten von Malteser International und vom philippinischen Malteserorden in der Provinz Leyte ein Bild machen. "Der Zugang zum Katastrophengebiet ist äußerst schwierig, da der Flughafen in Tacloban zerstört ist", so Länderreferentin Cordula Wasser von Malteser International am Sonntag in Köln.

Die Organisation I.S.A.R. Germany (International Search and Rescue) aus Duisburg schickte 24 Ärzte, Pfleger und Rettungsassistenten. Auch ein Vorausteam des Technischen Hilfswerkes (THW) war unterwegs.


Sturmflut hat Frachtschiffe an Land gespült (dpa)
Sturmflut hat Frachtschiffe an Land gespült / ( dpa )

Plünderungen in Tacloban (dpa)
Plünderungen in Tacloban / ( dpa )

Taifun hinterlässt Verwüstung (dpa)
Taifun hinterlässt Verwüstung / ( dpa )

Warten auf Hilfsgüter (dpa)
Warten auf Hilfsgüter / ( dpa )

Satellitenaufnahme des Taifuns (dpa)
Satellitenaufnahme des Taifuns / ( dpa )
Quelle:
dpa , KNA , epd , DBK , DR