Papst empfängt Missbrauchsopfer aus Chile

"So lange sprechen lassen, wie es nötig ist"

Papst Franziskus empfängt dieses Wochenende Missbrauchsopfer aus Chile. Die drei Männer – Juan Carlos Cruz, James Hamilton und Jose Andres Murillo – seien mehrere Tage im Vatikan zu Gast, hieß es in einer Pressemitteilung am Mittwoch.

Papst Franziskus / © Giorgio Onorati (dpa)
Papst Franziskus / © Giorgio Onorati ( dpa )

Franziskus wolle sich mit ihnen an seinem Wohnsitz Santa Marta einzeln treffen und jeden "so lange sprechen lassen, wie es nötig ist". Cruz hält sich bereits seit Beginn der Woche in Rom auf.

Vor zwei Wochen hatte der Papst in einem Brief an die Chilenische Bischofskonferenz angekündigt, sich persönlich bei Opfern sexuellen Missbrauchs durch katholische Kleriker des Landes entschuldigen zu wollen. Zugleich zitierte er die 32 Bischöfe des Landes in den Vatikan, um mit ihnen den Skandal aufzuarbeiten. In dem Schreiben warf der den Kirchenvertretern vor, nicht wahrheitsgemäß über den tatsächlichen Umfang des Missbrauchsskandals informiert worden zu sein. 

"Persönlich und brüderlich"

In der Mitteilung des Vatikan hieß es weiter, die Begegnungen zwischen dem Papst und Missbrauchsopfern sollten einen "persönlichen und brüderlichen" Charakter haben. Franziskus wolle "um Vergebung bitten, ihren Schmerz und ihre Scham über das, was sie erlitten haben, teilen und vor allem ihre Vorschläge hören, was zu tun ist, damit sich solch verwerfliche Taten nicht wiederholen". Es gehe nicht nur um die Verhinderung sexueller Übergriffe, sondern auch um einen Missbrauch des Gewissens und der Macht in der Kirche, so die Mitteilung. 

Im Zentrum des chilenischen Missbrauchsskandals steht der heute 87-jährige und bereits 2011 vom Vatikan verurteilte Priester Fernando Karadima, der über Jahrzehnte zu den charismatischsten und einflussreichsten katholischen Geistlichen des Landes zählte. Aus seinem Kreis gingen mehrere Bischöfe hervor, unter ihnen Juan Barros, der von Opfern Karadimas der Mitwisserschaft beschuldigt wird.

Papst Franziskus hatte solche Vorwürfe bei seinem Chile-Besuch im Januar noch als "Verleumdungen" bezeichnet.


Quelle:
KNA