Die Helfer setzen sich in ihrer Heimat als Leiter von Tschernobyl-Verbänden für die sozialen und medizinischen Belange der an den Strahlenfolgen leidenden Betroffenen ein, wie das das Internationale Bildungs- und Begegnungswerk in Dortmund (IBB), Mitorganisator der Reise, mitteilte. Bei der Reise vom 19. bis 22. April stehe neben der Generalaudienz am 20. April bei Papst Franziskus auch ein ökumenischer Gottesdienst in der Basilika Santa Maria Maggiore auf dem Programm.
Nach der Reaktorexplosion im ukrainischen Atomkraftwerk Tschernobyl am 26. April 1986 waren bis zu 850.000 Männer und Frauen als Rettungshelfer, im Russischen "Liquidatoren", eingesetzt. Von ihnen leben den Angaben nach heute noch etwa 300.000 in Weißrussland und der Ukraine, weitere etwa 250.000 in Russland und anderen postsowjetischen Staaten. Als Soldaten, Feuerwehrmänner und Piloten arbeiteten sie - teilweise nur mit einem Mundschutz ausgerüstet - an einer provisorischen Schutzhülle für den explodierten Reaktor, damit keine weitere Radioaktivität austreten konnte. Zudem waren Straßenarbeiter oder Köche in der Sperrzone eingesetzt.
Außmaß vertuscht und verheimlicht
Die Würdigung ihrer Arbeit, mit der sie eine schlimmere Katastrophe für ganz Europa verhinderten, bedeute den Liquidatoren viel, erklärte Peter Junge-Wentrup, IBB-Geschäftsführer und Initiator des Papstbesuchs. Viel zu lange sei das Ausmaß der Katastrophe für die Ukraine, für Europa und besonders auch für die Liquidatoren selbst verheimlicht und vertuscht worden. Die Betroffenen hätten sich mit ihren Problemen alleingelassen gefühlt. "Die Würdigung durch den Papst ist ein wohltuendes Zeichen der Anerkennung."
Den Besuch organisiert den Angaben nach das IBB Dortmund gemeinsam mit dem Umweltbüro der griechisch-katholischen Kirche in der Ukraine und mit den römisch-katholischen Kirchen in der Ukraine und Weißrussland. Begleitet wird die Gruppe vom römisch-katholischen Erzbischof von Minsk und Mogiljow (Weißrussland), Tadeusz Kondrusiewicz, dem römisch-katholischen Erzbischof von Lwiw (Ukraine), Mieczyslaw Mokrzycki, und Vertretern der evangelisch-lutherischen Kirche aus der Ukraine. Zur Delegation gehört auch Joachim Sauer, Projektmanager des katholischen Osteuropa-Hilfswerks Renovabis,
Gespräche mit Zeitzeugen
Während der Europäischen Aktionswochen "Für eine Zukunft nach Tschernobyl und Fukushima", die das IBB Dortmund seit 2012 jährlich organisiert, erzählen Liquidatoren in 13 Ländern über ihren Einsatz am explodierten Reaktor. Im Mittelpunkt stehen Gespräche mit Zeitzeugen aus der Ukraine, Weißrussland und Japan.
Rund um die Jahrestage der Reaktorkatastrophen von Fukushima (11. März 2011) und Tschernobyl (26. April 1986) finden auch Informationsveranstaltungen und Aktionen statt. Die Aktionswochen werden von der Evangelischen Kirche von Westfalen gefördert.