Laut Presseamt des Vatikan sprach der Papst am Samstagvormittag mit seinem Sonderbeauftragten für den Malteserorden, Kardinal Silvano Maria Tomasi, mit dem Großmeister des Ordens Leutnant John Dunlap sowie mit dem Jesuiten und von Franziskus hochgeschätzten Kirchenjuristen Gianfranco Ghirlanda, der einige Stunden später in den Kardinalsrang erhoben wurde. Über den Inhalt der Gespräche hat der Vatikan nichts mitgeteilt.
Bitte um Eingreifen des Papstes
Im Ringen um eine Neuordnung des Malteserordens hatte der ranghöchste deutsche Malteser, Erich Prinz von Lobkowicz, Papst Franziskus zuletzt zum Eingreifen aufgerufen und vor einer existenziellen Krise des Ordens gewarnt. Der bisherige Reformplan missachte Verfassung und Kodex des Malteserordens, sorge damit "für großes Chaos und bringt den Orden an den Rand des Zerberstens", kritisierte von Lobkowicz, der Präsident der deutschen Assoziation des Ordens ist, im Interview der Deutschen Welle.
Wörtlich sagte er: "Die Vorschläge, die jetzt im Raum stehen, wurden hinter den Mauern des Vatikans ausgemauschelt." Von Lobkowicz zählt zu den mittlerweile 15 Präsidenten nationaler Malteser-Assoziationen, die sich vor einigen Tagen in einem Offenen Brief an Papst Franziskus gewendet hatten.
Offener Brief sehr ungewöhnlich
Der Brief ist für den ansonsten zurückhaltend agierenden Orden durchaus ungewöhnlich. Eine kleine Gruppe, so von Lobkowicz, versuche "nun ausgerechnet bei uns als dem größten katholischen Orden der Krankenpflege und -hilfe die Uhr in die 1950er Jahre" zurückzudrehen. Das widerspreche nach seiner Überzeugung der Intention des Papstes, der eine moderne Kirche wolle.
Der Malteser-Präsident warnte, dass das Reformvorhaben sogar den völkerrechtlichen Status des Ordens und damit dessen weltweites humanitäres Engagement gefährden könne. Die nationalen Assoziationen, deren Präsidenten den Brief an den Papst unterschrieben haben, stehen nach Angaben von Prinz von Lobkowicz ungefähr für 90 Prozent der humanitären Arbeit des Ordens: "Man kann sagen: Diejenigen, die den Brief unterschrieben haben, sprechen für den größten Teil der Hilfswerke."