Angesichts der Leiden durch Ungerechtigkeit und Gewalt könne die Kirche nicht neutral bleiben, sagte der Papst an seinem zweiten Besuchstag in der Hauptstadt Juba. "Wo eine Frau oder ein Mann in ihren Grundrechten verletzt werden, wird Christus verletzt", so Franziskus wörtlich.
Fürsprecher des Gottesvolks
Als Fürsprecher des Gottesvolks müssten Bischöfe, Priester und Ordensleute ihre Stimme gegen Ungerechtigkeit und Machtmissbrauch erheben, "die die Menschen unterdrücken und sich der Gewalt bedienen, um im Schatten der Konflikte Geschäfte zu machen", sagte Franziskus.
Dies könne auch den Einsatz des eigenen Lebens erfordern. Es bedürfe "mutiger und großherziger Seelen, die für Afrika leiden und sterben können".
Der Papst lud die Geistlichen in dem mehrheitlich christlichen jungen Staat ein, "inmitten von Leid und Tränen" mit den Menschen mitzugehen. Es gelte an erster Stelle eine Kirche zu sein, die "im Namen Christi inmitten des vom Volk durchlittenen Lebens steht und sich die Hände für die Menschen schmutzig macht". Den Amtsträgern schärfte er ein, untereinander und mit den Laien zusammenzuarbeiten.
Ausbruch des Bürgerkriegs 2013
Nach dem Ausbruch des Bürgerkriegs 2013 waren es wiederholt Kirchenvertreter unterschiedlicher Konfessionen, die das millionenfache Flüchtlingselend und den Hunger in der Folge des Konflikts anprangerten und ein Ende der Gewalt verlangten. Präsident Salva Kiir Mayardit bat damals den anglikanischen Erzbischof Daniel Beng Bul und den emeritierten katholischen Bischof Paride Taban, ein nationales Versöhnungskomitee zu leiten.
Später schlossen sich der Papst und der Primas der anglikanischen Kirche, Erzbischof Justin Welby, mit gemeinsamen Friedensinitiativen an, unter anderem mit einem Treffen der rivalisierenden südsudanesischen Führer 2019 im Vatikan.
Aktuell engagiert sich die in Rom angesiedelte katholische Gemeinschaft Sant'Egidio dafür, Nichtunterzeichner des Friedensabkommens von 2018 zu einem Beitritt zu bewegen. Präsident Salva Kiir erklärte am Freitag anlässlich des Papstbesuchs, die ausgesetzten Friedensgespräche mit bewaffneten Oppositionsgruppen fortführen zu wollen. Papst Franziskus wird bei seiner dreitägigen "ökumenischen Friedensmission" von Erzbischof Welby und dem Moderator der presbyterianischen Kirche von Schottland, Iain Greenshields, begleitet.