Papst ermutigt irakische Christen zu interreligiösem Dialog

Dialog bestes Mittel gegen Extremismus

Papst Franziskus hat irakische Christen zum interreligiösen Dialog ermutigt. Dialog mit anderen Religionen sei keine Frage der Höflichkeit oder Diplomatie, sondern ein Weg der Geschwisterlichkeit zum Frieden.

Großes Holzkreuz am Ortseingang von Karakosch, Irak (Archiv) / © Jean-Matthieu Gautier (KNA)
Großes Holzkreuz am Ortseingang von Karakosch, Irak (Archiv) / © Jean-Matthieu Gautier ( KNA )

Das betonte das Kirchenoberhaupt am Montag bei einem Treffen mit irakischen Kirchenvertretern im Vatikan. Anlässlich des ersten Jahrestags seiner Reise in den Irak ermunterte Franziskus sie, diesen Weg weiterzugehen, denn "der Dialog ist auch das beste Gegenmittel gegen den Extremismus, der eine Gefahr für die Anhänger aller Religionen und eine ernsthafte Bedrohung für den Frieden darstellt".

"Irak ohne Christen nicht denkbar"

Papst Franziskus spricht zu den Menschen in der Kirche der Unbefleckten Empfängnis in Karakosch / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus spricht zu den Menschen in der Kirche der Unbefleckten Empfängnis in Karakosch / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

Extremismus könne in einem Umfeld materieller, kultureller und bildungsbezogener Armut leichter Fuß fassen und durch Situationen der Ungerechtigkeit und Unsicherheit, wie sie beispielsweise durch Kriege entstanden seien, genährt werden, so Franziskus weiter. Diese Ursachen müssten beseitigt werden.

Zudem betonte der Papst, "dass der Irak ohne Christen nicht denkbar ist". Sie trügen zusammen mit anderen Gläubigen stark zur besonderen Identität des Landes bei. Es sei ein Ort, "der die Aufgabe hat, im Nahen Osten und in der Welt die friedliche Koexistenz von Unterschieden zu zeigen". Es dürfe daher nichts unversucht gelassen werden, "damit die Christen weiterhin das Gefühl haben, dass der Irak ihre Heimat ist und dass sie Bürger mit eigenen Rechten sind, die aufgerufen sind, ihren Beitrag zu dem Land zu leisten, in dem sie immer gelebt haben", forderte der 85-Jährige.

Immer wieder Diskriminierung von Minderheiten im Irak

Das Christentum ist im Irak fast von seinen Anfängen an verwurzelt. Die bedeutendste Kirche im Land ist die chaldäisch-katholische (67 Prozent). Weitere sind die Kirche des Ostens (20 Prozent), die syrisch-orthodoxe und syrisch-katholische Kirche (zusammen 10 Prozent) sowie die armenisch-apostolische und armenisch-katholische Kirche. Dazu kommen noch wenige Gläubige anderer Kirchen, etwa der römisch-katholischen sowie der reformierten Kirchen.

Vor 2003 soll es im Land noch eine Million Christen gegeben haben. Diese Zahl ist im Zuge von Terror und Bürgerkrieg dramatisch zurückgegangen. Heute leben schätzungsweise zwischen 200.000 und 400.000 Christen im Land, meist in Bagdad sowie im Norden. Neben den Christen gibt es noch weitere religiöse Minderheiten: Jesiden, Schabak, Mandäer, Kakai und Zoroastrier. Die irakische Verfassung garantiert Religionsfreiheit. Andererseits darf kein Gesetz dem Islam widersprechen. Das führt in der Praxis immer wieder zu Problemen und Diskriminierung von Minderheiten. Etwa 98 Prozent der Einwohner des Irak sind Muslime.

Quelle:
KNA