Papst ernennt früheren Paderborner Weihbischof zum Kardinal

Zu Höherem berufen: Erzbischof Paul Josef Cordes

Papst Benedikt XVI. hat am Mittwoch Erzbischof Paul Josef Cordes, den früheren Paderborner Weihbischof und Präsidenten des Päpstlichen Rates "Cor unum" (Das eine Herz), zum Kardinal ernannt. Wie das Erzbistum Paderborn mitteilte, wurden gemeinsam mit dem 73 Jahre alten Cordes noch 17 weitere Personen zum Kardinal berufen. NRW-Ministerpräsident Rüttgers, Kardinal Lehmann und Paderborner Erzbischof Becker unter den ersten Gratulanten.

 (DR)

Der im sauerländischen Kirchhundem geborene Cordes erfuhr den Angaben zufolge auf seiner Reise nach Russland von der Ernennung. Noch am Samstag war Cordes in Paderborn und hatte bei einer Studientagung von Kolping International einen Vortrag gehalten.

Für Erzbischof Hans-Josef Becker ist die Ernennung von Erzbischof Cordes zum Kardinal "ein Zeichen der Hochachtung der Person und auch eine besondere Anerkennung des Wirkens als Präsident des Päpstlichen Rates cor unum". Man sei stolz, dass "nach dem Tod von Kardinal Degenhardt wieder ein aus dem Erzbistum Paderborn stammender Bischof in den Kreis der Kardinäle berufen worden" sei.

Auch der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, hat Erzbischof Cordes zur Kardinalsernennung gratuliert. Sie sei Ausdruck der "Wertschätzung und Anerkennung" seiner Verdienste, erklärte Lehmann am Mittwoch in Bonn. Der große persönliche Einsatz, den der aus Paderborn stammende Erzbischof bei seinen Reisen in Krisenregionen der Welt unter Beweis stelle, mache ihn zu einem glaubwürdigen Zeugen des Glaubens.

Das Land sei stolz, dass mit dem gebürtigen Sauerländer ein weiterer Geistlicher aus NRW Kardinal werde, so Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) in einem Glückwunschschreiben.

Der Ministerpräsident betonte, dass der 73-jährige Cordes künftig die hohe Verantwortung habe, "in unmittelbarer Umgebung den Heiligen Vater zu beraten". In der Vergangenheit habe er schon "bedeutende Stationen" im kirchlichen Leben mitgestaltet. Dazu hätten "mutige Einsätze" als Präsident des Päpstlichen Rates "Cor unum" gehört, die Papst Benedikt XVI. nun ehre. "Vor allem denke ich da Ihre Reise in den Irak", so der Landeschef. Cordes' Einsatz sei für viele Menschen weltweit unverzichtbar geworden.

Dienstältester Kurien-Chef
Immer wieder tauchte vor den letzten Konsistorien der Name Cordes auf. Als dienstältester vatikanischer Behörden-Chef und als Präsident des kleinen, aber nicht unbedeutenden Caritas- und Krisenministeriums Cor unum galt er als Kandidat für das Kardinalsamt. Jetzt gehört der Kirchenmann aus dem Sauerland zum Kreis der Würdenträger, denen Benedikt XVI. am 24. November das purpurfarbene Birett aufsetzen und die er damit in den Senat der Kirche aufnehmen wird.

Paderborns Erzbischof Hans-Josef Becker, Weihbischof Matthias König, Dompropst Wilhelm Hentze und Generalvikar Alfons Hardt werden an den Feierlichkeiten teilnehmen. Ein festlicher Empfang des Erzbistums ist für den 30. Dezember geplant.

Als Cor-unum-Chef reist Cordes immer wieder zu den Machtzentralen und den Krisenherde der Welt. Er war als erster Vatikanvertreter in Ruanda, im Kosovo und in Darfur, leistet und koordiniert kirchliche Hilfe beim Tsunami und anderen Katastrophen. Er wirbt um Hilfe und Unterstützung in den USA und Lateinamerika. Die Nachricht seiner Kardinalsernennung erreichte ihn in Moskau, wo er mit den Caritas-Beauftragten aus Russland über Fragen der katholischen Hilfsarbeit berät. Für Donnerstag war in der russischen Hauptstadt ein Treffen mit Patriarch Alexij II.
geplant.

Mit 27 römischen Dienstjahren ist der am 5. September 1934 in Kirchhundem geborene Priester aus dem Erzbistum Paderborn nicht nur der dienstälteste Deutsche im Vatikan, sondern überhaupt der Kuriale mit der längsten Zeit in einem Leitungsamt. Dass er 1980 nach Rom berufen wurde, verdankte der polyglotte Kirchenmann, der in Münster und Lyon studierte und 1971 beim heutigen Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, promovierte, nicht zuletzt der Bekanntschaft mit Papst Johannes Paul II. Als Karol Wojtyla kurz vor dem Konklave 1978 mit einer polnischen Bischofsdelegation die Bundesrepublik besuchte, wurde der junge Paderborner Weihbischof zur Begleitung abgestellt. Bei den langen Autofahrten quer durch Deutschland lernten die beiden sich kennen und schätzen. Ein gutes Jahr nach seiner Wahl rief der Papst ihn als seinen ersten Deutschen nach Rom und machte ihn zum Vizepräsidenten des Laienrates.

In Rom machte sich der agile Kirchenmann bald einen Namen, als er zum außerordentlichen Heiligen Jahr 1983/84 eine internationale Jugendbegegnung organisierte, die so erfolgreich war, dass Johannes Paul II. dann daraus den Weltjugendtag machte, die heute zahlenmäßig größte Veranstaltung der Kirche. Daneben kümmerte sich Cordes um die Bewegungen im Laienapostolat und lernte die Geistlichen Gemeinschaften und Bewegungen kennen und schätzen.

1995 stieg Cordes zum Leiter einer Vatikanbehörde auf, des Rates Cor unum. In dieser Position ist er für katholische Not- und Katastrophenhilfe sowie für die Caritas zuständig. Nicht von ungefähr gehörte Cordes zu den maßgeblichen Zuarbeitern der ersten Enzyklika von Benedikt XVI. "Deus caritas est". Als Kardinal hat Cordes künftig ein noch stärkeres Gewicht, um für kirchliche Hilfsarbeit zu werben und um deren Profil zu schärfen.

Stichwort: Kardinal
Das Kardinalskollegium ist das wichtigste Beratergremium des Papstes. Zudem hat es die Aufgabe, für die Papstwahl zu sorgen, wie es im Kirchenrecht heißt. Der Papst bestimmt die Kardinäle frei. Zu Kardinälen werden die Leiter aller römischen Kongregationen wie auch die Chefs anderer wichtiger Kurienbehörden ernannt. Außerdem ist die Würde traditionell an große und wichtige Diözesen gebunden. In Deutschland gelten Köln, München und Berlin als Kardinalssitze.

Kreiert werden die neuen Kardinäle durch ein Dekret des Papstes, das er bei einem Konsistorium verkündet. Dabei erhalten die neuen Würdenträger zu ihrem hellroten Gewand vom Papst das Kardinalsbirett. Zudem erinnert das Kirchenoberhaupt daran, dass der Titel "Kardinal" - vom lateinischen Wort "cardo" (Türangel) - ursprünglich dem Klerus von Rom zustand, der auch den Papst wählte.

In der Vergangenheit bestand das Kardinalskollegium mehrheitlich aus Europäern, mit einem sehr großen Anteil an Italienern. Seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) vollzieht sich eine Internationalisierung. Europa stellt immer noch die größte Gruppe, jedoch nicht mehr mit absoluter Mehrheit. Von den 23 designierten Kardinälen haben 18 ihr 80. Lebensjahr noch nicht vollendet und wären somit bei einer künftigen Papstwahl stimmberechtigt. Das Kardinalskollegium zählt künftig 202 Mitglieder; davon sind derzeit noch 122 unter 80 Jahre alt.