Mit zehntausenden Christen unterschiedlicher Konfessionen hat Papst Franziskus am Samstag ein Abendgebet zum Pfingstfest gefeiert. Die Veranstaltung im römischen Circus Maximus am Fuß des Palatin war ein Höhepunkt eines am Mittwoch begonnenen Treffens der katholischen Charismatischen Erneuerung anlässlich deren 50-jährigen Bestehens. "Wir sind hier unter freiem Himmel, weil wir keine Angst haben", sagte Franziskus. Zugleich betonte er, gegenwärtig würden mehr Christen ihres Glaubens wegen getötet als in der Antike. Er sprach von einer "Ökumene des Blutes".
Christen könnten zeigen, dass Frieden im Namen Jesu möglich sei, sagte der Papst im Circus Maximus. Christliche Gläubige seien gerufen, gemeinsam Jesus als ihren Herrn zu bekennen. Franziskus plädierte für eine "versöhnte Verschiedenheit". Die Zusammenkunft endet am Sonntag mit einer Messe auf dem Petersplatz.
Taufe, Gotteslob und Dienst für andere
Die Entstehung der charismatischen Bewegung nannte der Papst ein ökumenisches Ereignis. Von dort sei ein "Strom der Gnade" ausgegangen. Die Art des charismatischen Gebets gefalle nicht jedem, aber sie füge sich "voll in die biblische Tradition ein".
Niemand solle sich schämen, Gott zu preisen. Taufe, Gotteslob und Dienst für andere gehörten zusammen, betonte Franziskus. Auch er selbst stimmte bei der abendlichen Feier immer wieder in die eingängigen Lieder ein.
Papst steht der Bewegung offen gegenüber
Papst Franziskus hatte sich schon in seiner Zeit als Erzbischof von Buenos Aires der charismatischen Bewegung geöffnet. In Lateinamerika stellen Pfingstkirchen zugleich eine wachsende Konkurrenz für die katholische Kirche dar.
Der päpstliche Hausprediger Raniero Cantalamessa nannte bei dem Treffen die charismatische Bewegung einen Weg zur Einheit der Christen. Wenn der Heilige Geist in Millionen Gläubigen unterschiedlicher Kirchen wirke, könne man ihnen nicht das Christsein absprechen.
Einheit steht im Vordergrund
Ein einendes Element sei auch das "gemeinsame Martyrium für Christus", so Cantalamessa. Christen würden "nicht verfolgt und getötet, weil sie Katholiken, Anglikaner, Pentekostale oder etwas anderes sind, sondern weil sie Christen sind", sagte der Kapuzinerprediger. "In den Augen der Welt sind wir schon eins, und es ist eine Schande, wenn wir es nicht wirklich sind", betonte er.
Die lehrmäßigen Unterschiede zwischen den Kirchen müssten "mit Geduld gelöst werden", sagte Cantalamessa weiter. Schon jetzt sei aber eine Gemeinschaft in der Liebe möglich. "Christus hat uns nicht aufgetragen, nur die zu lieben, die wie wir denken, die unser Glaubensbekenntnis vollständig teilen."
Kommt mit dem Papst die Wende?
Der evangelikale Pastor Giovanni Traettino nannte die Wahl von Franziskus zum Papst eine Wende im Verhältnis der katholischen Kirche zu den evangelikalen Gemeinschaften.
Christus habe "nur eine Braut", die eine Kirche, sagte der italienische Geistliche. Franziskus hatte ihn und seine Gemeinde in Caserta 2014 eigens besucht.
Die Katholische Charismatische Erneuerung
Die Teilnehmer seien aus 120 Ländern nach Rom gekommen, um das Jubiläum nicht einer Institution oder Organisation, sondern einer Bewegung des heiligen Geists zu feiern, die bereits an ihren Ursprüngen ökumenisch gewesen sei, sagte der Papst. Er unterstrich das Streben nach "versöhnter Verschiedenheit". Dieses sei ursprünglich nicht eine katholische, sondern eine lutherische Forderung gewesen.
Die Katholische Charismatische Erneuerung entstand 1967 als missionarische Studentenbewegung in den USA. Wesentlicher Förderer war der belgische Kardinal Leo Joseph Suenens (1904-1996). Zu den Vertretern aus dem deutschsprachigen Raum gehörte der Wiener Kardinal Christoph Schönborn.