Papst feiert Messe mit 400.000 Jugendlichen

"Sieg über den Egoismus"

Papst Benedikt XVI. hat seinen zweitägigen Besuch in Loreto an der Adriaküste beendet. Am Sonntagnachmittag verabschiedete sich das Oberhaupt der Katholiken in einer kurzen Zeremonie vor der Wallfahrtsbasilika und dankte den Einwohnern des Ortes für ihre Gastfreundschaft. Die Kleinstadt hatte am Wochenende ein nationales katholisches Jugendtreffen mit 400.000 Teilnehmern beherbergt. Höhepunkt war eine Messe unter freiem Himmel am Sonntagmorgen.

 (DR)

Das Mittagessen im bischöflichen Palais nutzte Benedikt XVI. zu einem Treffen mit dem Ständigen Rat der Italienischen Bischofskonferenz.

"Ich habe mich in diesen Stunden wirklich zu Hause gefühlt", sagte Benedikt XVI. vor der Basilika, in der sich das "Heilige Haus" Mariens befindet. Die täglichen Pilgerströme brächten nicht nur manche Unannehmlichkeiten, sondern seien auch eine beständige Einladung, im Glauben und in der Marienverehrung zu wachsen, so der Papst. Bei der Verabschiedung war neben Loretos Bischof Gianni Danzi auch Italiens Vize-Ministerpräsident Francesco Rutelli zugegen.

Papst macht Jugend Mut
Papst Benedikt XVI. hatte zuvor die Jugend zum Einsatz für Familie und Umweltschutz aufgerufen und sie zu Kritikbewusstsein und kompromissloser Christusnachfolge ermahnt. Mit rund 400.000 Jugendlichen feierte das Kirchenoberhaupt am Sonntag einen Gottesdienst unter freiem Himmel. Dieser war Höhepunkt eines zweitägigen Jugendtreffens, das als nationale Auftaktveranstaltung für den Weltjugendtag 2008 gilt. An der Feier bei sommerlichem Wetter nahmen 150 Bischöfe und 2.000 Priester teil.

Das Marienheiligtum Loreto zählt mit Rom, San Giovanni Rotondo und Assisi zu den populärsten Pilgerzielen Italiens. Etwa vier Millionen Menschen besuchen jährlich die Kleinstadt an der Adria-Küste. Die Entstehung des Kultes geht auf eine Legende zurück, nach der Engel im Jahr 1295 das Haus der Gottesmutter Maria von Nazareth nach Loreto trugen.

In seiner Predigt sagte Benedikt XVI., den neuen Generationen sei "die Zukunft des Planeten anvertraut". Insbesondere über die weltweite Trinkwassersituation äußerte er sich besorgt. Die Verteilung dieses "kostbaren Gutes" müsse gerecht und friedlich geregelt werden, andernfalls drohten Spannungen und Konflikte.

Benedikt XVI. hob auch die Werte der Familie hervor. Die Ehe und die Gründung einer Familie seien heutzutage "immer schwieriger zu verwirklichen". Aber nur durch die Schaffung von solchen "Zentren der Solidarität" könne die moderne Gesellschaft überleben.

Benedikt XVI. ermunterte die Jugendlichen, gegen den Strom zu schwimmen. Nachdrücklich wandte er sich gegen von Medien vermittelte "Lebensmodelle, die von Arroganz und Gewalt, Rücksichtslosigkeit und Erfolg um jeden Preis" geprägt seien.
"Seid wachsam, seid kritisch! Schwimmt nicht mit auf der Welle dieser mächtigen Überzeugungsmaschinerie", rief er den Jugendlichen zu.

Am Samstagnachmittag hatte das Kirchenoberhaupt die Jugendlichen in der natürlichen Arena von Montorso begrüßt. In einer abendfüllenden Veranstaltung erlebten die Teilnehmer danach eine Art spirituelle Show mit Meditationen, Popmusik und anderen künstlerischen Darbietungen. Viele Jugendliche verbrachten die Nacht unter freiem Himmel. Das italienische Fernsehen übertrug das Bühnengeschehen live zur Hauptsendezeit. Benedikt XVI. nahm an dem Programm nicht persönlich teil, wurde aber per Video mit einem Gebet im Marienheiligtum von Loreto zugeschaltet.

Lesen Sie auch die Reportage "Erst beten dann die Show" von KNA-Redakteur Burkhard Jürgens aus Loreto.