In das Geheimnis der Auferstehung einzutreten bedeutet, keine Angst vor der Wirklichkeit zu haben, nicht zu fliehen und sich nicht in sich selbst zu verschließen. So fasste Papst Franziskus in seiner Predigt die Osterbotschaft der Frauen am Grab zusammen. In einer feierlichen Vigilfeier wurde der Auferstehung Jesu gedacht.
Papst Franziskus nahm auch wie traditionell üblich einige Taufen und Firmungen von Erwachsenen vor, die sich in der zurückliegenden Fastenzeit vorbereitet hatten. Und wie auch die Feier selber im Dunkel begann, nahmen die Gedanken des Papstes in seiner kurzen Predigt dort ihren Ausgang: "Eine Nacht des Wachens war es für die Jünger und Jüngerinnen Jesu. Eine Nacht des Schmerzes und der Angst. Die Männer verharrten im Abendmahlssaal hinter verschlossenen Türen."
Er wolle über die Erfahrungen der Jüngerinnen im Grab Jesu nachdenken, so der Papst, das täte gut, denn "dazu sind wir nämlich hier: um einzutreten – einzutreten in das Geheimnis, das Gott mit seiner Wache der Liebe vollbracht hat." Man könne Ostern nicht erleben ohne "in das Geheimnis einzutreten". Das sei keine intellektuelle Angelegenheit, sondern mehr, "viel mehr!" "Ins Geheimnis einzutreten" bedeutet die Fähigkeit zum Staunen, zur Betrachtung; die Fähigkeit, in die Stille hineinzuhorchen und das klangvolle Säuseln zu hören, in dem Gott zu uns spricht. Ins Geheimnis einzutreten verlangt von uns, keine Angst vor der Wirklichkeit zu haben: sich nicht in sich selbst zu verschließen, nicht vor dem zu fliehen, was wir nicht verstehen, nicht vor den Problemen die Augen zu verschließen, sie zu leugnen, nicht die Rätsel beiseitezuschieben… Ins Geheimnis einzutreten bedeutet, über die eigenen bequemen Sicherheiten, über die Trägheit und die Gleichgültigkeit, die uns bremsen, hinauszugehen und sich auf die Suche nach der Wahrheit, der Schönheit und der Liebe zu begeben. (…) Um ins Geheimnis einzutreten, bedarf es der Demut – der Demut, sich zu erniedrigen, vom Sockel unseres so stolzen Ich, unserer Anmaßung herunterzusteigen."
Osterbotschaft am Sonntag
Es gehe darum, sich anzuerkennen wie man wirklich sei, Geschöpf mit Vorzügen und Mängeln, so der Papst. Das lehrten die Jüngerinnen Jesu, "lernen wir von ihnen, mit Gott und mit Maria, unserer Mutter, zu wachen, um in das Geheimnis einzutreten, das uns vom Tod zum Leben übergehen lässt."
Für Papst Franziskus endet sein drittes Osterfest als Oberhaupt der katholischen Kirche am Sonntag mit der Ostermesse. Dann verkündet der 78-Jährige seine Osterbotschaft und spendet den traditionellen Segen «Urbi et Orbi» - der Stadt und dem Erdkreis.