"Wer die Armen ignoriert, missachtet Gott", sagte er am Mittwoch bei seiner Generalaudienz auf dem Petersplatz. In seiner Ansprache übertrug er die Bibelerzählung vom namenlosen Reichen, der den armen, um Hilfe bittenden Lazarus, nicht beachtet, auf die heutige Gesellschaft. Lazarus verkörpere "den stillen Schrei der Armen aus allen Zeiten und den Widerspruch einer Welt, in der immense Reichtümer und Ressourcen in der Hand einiger weniger sind", so Franziskus.
Gott habe Gutes und Schlechtes so verteilt, dass damit die irdischen Ungerechtigkeiten aufgehoben werden könnten, sagte der Papst weiter. Doch viele Menschen täten oft so, als sähen sie die Armut in der Welt nicht. Für sie existierten arme Menschen nicht. Wer sich jedoch gegenüber den Armen verschließe, der verschließe sich auch gegenüber Gott, betonte der Papst.
Auf Gottes Wort der Nächstenliebe hören
Es gehe nicht darum, auf außerordentliche Ereignisse zu warten, um das eigene Verhalten zu ändern, sondern darum, auf Gottes Wort zu hören, "der dazu aufruft, den Nächsten zu lieben, wie sich selbst", erklärte Franziskus. Eine Begegnung mit den Armen sei stets auch eine Begegnung mit Jesus: "Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan", zitierte er das Matthäus-Evangelium.
In der Parabel vom Reichen und dem armen Lazarus treffen sich die beiden nach ihrem Tod wieder, doch dann hat sich die Situation umgekehrt: Der Reiche leidet unter Hunger und Durst und bittet Lazarus um Hilfe, die ihm jedoch verwehrt wird.
Daran werde deutlich, dass Gottes Barmherzigkeit gegenüber den Menschen von ihrer Barmherzigkeit untereinander abhänge, so der Papst. "Der Reiche wird verdammt. Nicht wegen seines Reichtums, sondern weil er mit dem armen Lazarus kein Mitleid hatte." Da der Reiche zu Lebzeiten dem armen Lazarus nicht geholfen habe, sei auch nach ihrem Tod zwischen beiden ein tiefer Abgrund.