Papst Franziskus beim Weltkirchenrat in Genf

Kirchen der ganzen Welt auf dem Weg zur Einheit

Wenn Papst Franziskus am 21. Juni den Weltkirchenrat in Genf besucht, trifft er auf einen Schlag 348 Kirchen und kirchliche Gemeinschaften aller Kontinente. Die katholische Kirche selbst zählt nicht zu den Mitgliedern.

Autor/in:
Martin Spilker
Papst Franziskus / © Andrew Medichini (dpa)
Papst Franziskus / © Andrew Medichini ( dpa )

Von A wie den Afrikanischen Christlichen Kirchen und Schulen bis V für die Vereinigung der niederländischen Mennonitengemeinde - 348 Glaubensgemeinschaften zählt der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK), den Papst Franziskus in genau einem Monat, am 21. Juni besucht. Bei seiner Gründung 1948 in Amsterdam schlossen sich vor allem europäische und nordamerikanische Kirchen zusammen. Inzwischen stammt die Mehrheit der Mitgliedskirchen mit insgesamt 560 Millionen Gläubigen von der Südhalbkugel.

Seinen Ursprung hat der ÖRK in den ersten ökumenischen Bewegungen Anfang des 20. Jahrhunderts. Angeregt wurde ein Kirchenbund nach dem Vorbild des Völkerbundes. Dabei will der ÖRK unter seinem Generalsekretär Olav Fykse Tveit keine weltweite "Überkirche"  sein, heißt es auf der Homepage. Ziel sei, das Gemeinsame der Mitglieder zu vertiefen, damit sie sich als Ausdruck der "einen, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche" anerkennen. Der aus dem Griechischen stammende Begriff "katholisch" meint "das Ganze betreffend".

Kein Mitglied

Dabei ist die römisch-katholische Kirche selbst gar nicht Mitglied im ÖRK. Der Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, der Schweizer Kardinal Kurt Koch, stellte bei einer gemeinsamen Pressekonferenz Anfang März klar, die katholische Kirche sehe sich bereits in der Verantwortung für die Gemeinschaft der Christen. Dies schließe die Mitgliedschaft in einem Rat, der diese Einheit anstrebt, aus. Zudem versteht die Kirche das Papstamt als Garant für die Einheit der Christen.

Für Koch sollte eine gute Zusammenarbeit mit dem ÖRK nicht auf die Frage der ÖRK-Mitgliedschaft eingeengt werden. Seit 1965, als mit dem II. Vatikanischen Konzil ökumenische Fragen eine ganz neue Bedeutung erhielten, unterhalten ÖRK und Vatikan eine gemeinsame Arbeitsgruppe. Besondere Bedeutung erhielt die gemeinsame Gebetswoche für die Einheit der Christen.

Auch Unterschiede

Doch auch unter dem Dach des ÖRK gibt es Unterschiede. Im sogenannten Lima-Papier von 1982 hat das Plenum der Kommission für Glauben und Kirchenverfassung "die wachsende Übereinstimmung - und die bleibenden Differenzen - in grundlegenden Bereichen des Glaubens und Lebens der Kirchen" festgehalten.

Mit Blick auf das 70-Jahr-Jubiläum 2018 haben ÖRK-Generalsekretär Tveit und Agnes Aboum, Vorsitzende des Exekutivausschusses des Weltkirchenrats, Papst Franziskus zu einem Besuch nach Genf eingeladen. Und der musste nicht lange überzeugt werden, wie Kardinal Koch auf die Rückfrage eines Journalisten schmunzelnd sagte. Nach den Besuchen Pauls VI. 1969 und Johannes Pauls II. 1984 in Genf ist dies der dritte Besuch eines Papstes beim Weltkirchenrat.

Neues Engagement für die Ökumene

ÖRK-Generalsekretär Tveit lobte an diesem Wochenende noch einmal das Engagement von Papst Franziskus für die Einheit der Christen. Der Papst treibe "frühere Bekenntnisse zur Ökumene mit neuem Engagement vorwärts", sagte Tveit in einem Interview mit dem Schweizer Internetportal kath.ch. Franziskus betone zwar, dass es eine theologische Basis für die Einheit brauche. "Aber er betont ebenso sehr, dass wir nicht warten können, bis all das geklärt ist. Wir müssen zeigen, was wir gemeinsam tun können, insbesondere in den Bereichen Mission und Diakonie: Wie dienen wir der Welt gemeinsam? Wo legen wir gemeinsam Zeugnis ab?" Ein offizielles gemeinsames Dokument wird es nach Tveits Worten zwar nicht geben. Aber: "Die Hauptbotschaft liegt natürlich in all den Bildern und im Ereignis selber."


Quelle:
KNA