Papst Franziskus feiert Christmette im Petersdom

"Heute Nacht verändert die Liebe die Geschichte"

Gott wartet nicht auf unsere erfolgreichen Leistungen, sondern auf unser offenes und vertrauensvolles Herz. Daran erinnerte Franziskus in seiner Predigt bei der Christmette, die er im feierlich geschmückten Petersdom gefeiert hat.

Autor/in:
Silvia Kritzenberger
Christmette im Vatikan / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Christmette im Vatikan / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

Die Christmette in Rom begann wie auch schon in den letzten drei Jahren bereits um 19.30 Uhr. Unter der Kuppel des Michelangelo sang der Chor der Sixtinischen Kapelle so bekannte Weihnachtslieder wie "The first Noel" und "Stille Nacht" in seiner italienischen Version, "Astro del Ciel". Wie immer am Heiligen Abend war der Petersdom festlich mit Christrosen geschmückt. Kinder aus verschiedenen Ländern in bunten Landestrachten legten an dem am Confessio-Altar aufgebauten Thron mit dem Jesuskind Blumengrüße nieder. 

Den Ausgangspunkt für die Predigt des Papstes bildete die Weihnachtsgeschichte aus dem Lukasevangelium (Lk 2,1-20). Darin erzählt der Evangelist, wie Josef mit der hochschwangeren Maria in seine Heimatstadt Bethlehem pilgert, um dort an der Volkszählung teilzunehmen. Straßen und Herbergen sind überfüllt, und während der Kaiser "die Bewohner des Erdkreises zählt, kommt Gott beinahe verborgen in die Welt", so Franziskus.

"Unser Herz ist heute Abend in Betlehem, wo der Friedensfürst noch immer von der zum Scheitern verurteilten Logik des Krieges zurückgewiesen wird, vom Lärm der Waffen, der ihn auch heute daran hindert, in der Welt eine Herberge zu finden," zeigte der Papst die tragische Aktualität des Kontextes auf, in dem unser Herr Jesus geboren wurde. Als Zelebrant am Altar stand Franziskus der Dekan des Kardinalskollegiums, Kardinal Giovanni Battista Re, zur Seite

Die Logik der Welt: Streben nach Erfolg und Leistung

"Die Volkszählung des gesamten Erdkreises" stehe also für "eine Welt, die nach Macht und Stärke, Ruhm und Ehre strebt, in der alles nach Erfolg und Leistung, Ergebnissen und Zahlen gemessen wird." Doch Gott sei nicht der Gott der Leistung, sondern der Gott der Menschwerdung, so Franziskus, der davor warnte, uns Gott als "einen mächtigen Herrscher" vorzustellen, der "mit Macht, weltlichem Erfolg und dem Götzendienst des Konsums in Verbindung steht." 

Wörtlich sagte der Papst: "Immer kehrt das falsche Bild eines unbeteiligten und nachtragenden Gottes wieder, der die Guten gut behandelt und sich über die Bösen erzürnt; eines Gottes, der nach unserem Bild geschaffen ist und nur dazu dient, unsere Probleme zu lösen und uns von Übeln zu befreien. Doch er benützt keinen Zauberstab, er ist nicht der kommerzielle Gott des "Alles und sofort"; er rettet uns nicht auf Knopfdruck, sondern er kommt uns nahe, um die Wirklichkeit von innen heraus zu verändern. Und doch ist die weltliche Vorstellung von einem fernen und kontrollierenden Gott, der streng und mächtig ist und den Seinen hilft, sich gegen die Anderen durchzusetzen, so tief in uns verwurzelt! Aber so ist es nicht. Er wurde für alle geboren, während der Volk.

Der Gott des Erbarmens und der Barmherzigkeit

Das Wunder von Weihnachten sei also keine Mischung aus kitschigen Gefühlen und weltlichem Trost, sondern die unglaubliche Zärtlichkeit Gottes, der die Welt rettet, indem er Mensch werde, so Franziskus weiter. Und die Krippe sei "das Zeichen, das das Antlitz Gottes offenbart, der Erbarmen und Barmherzigkeit ist, allmächtig immer und nur in der Liebe."

"Entdecken wir die Anbetung wieder, denn Anbetung bedeutet nicht, Zeit zu verlieren, sondern Gottes Gegenwart in unserer Zeit zuzulassen. Anbetung bedeutet, das Samenkorn der Menschwerdung in uns zum Blühen zu bringen; am Werk des Herrn mitzuwirken, der wie Sauerteig die Welt verändert. Anbetung bedeutet Fürsprache zu halten, Wiedergutmachung zu leisten, Gott zu erlauben, die Geschichte zurechtzurichten," so der abschließende Denkanstoß des Papstes.

Die Macht der Liebe Gottes ist anders als die Macht der Welt

"Heute Nacht verändert die Liebe die Geschichte. Lass uns, o Herr, an die Macht deiner Liebe glauben, die so anders ist als die Macht der Welt. Mach, dass wir uns wie Maria, Josef, die Hirten und die Sterndeuter um dich versammeln, um dich anzubeten. Wenn du uns dir immer ähnlicher machst, können wir der Welt die Schönheit deines Antlitzes bezeugen," schloss die Predigt von Papst Franziskus am Heiligen Abend 2023 in Rom.

 

Heiliger Abend im Petersdom

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