Franziskus musste eine intensive Woche mit vielen großen Liturgien leiten, von Palmsonntag über Karfreitag bis zum Ostersegen "Urbi et orbi". Die hohen Teilnehmerzahlen von 250.000 sprechen für das breite Interesse an dem neuen Papst, der Menschen und Medien durch seine Einfachheit und spontane Herzlichkeit beeindrucken konnte.
Wie seine Vorgänger nutzte Franziskus seine erste Osterbotschaft vor einem Milliarden-Publikum für einen eindringlichen Friedensappell an alle Welt. Er nannte die großen Krisenherde ist Nahost und Afrika, äußerte sich aus aktuellem Anlass besorgt über die Divergenzen auf der koreanischen Halbinsel. Er ging auf den israelisch-palästinensischen Dauerkonflikt ein und forderte die Wiederaufnahme von Verhandlungen. Er äußerte sich zum Irak und zum "geschätzten Land Syrien". Dort verwies er auf die vielen Flüchtlinge, die Hilfe und Trost erwarteten. "Wie viel Blut ist vergossen worden", klagte er. Franziskus äußerte die Hoffnung, dass der auferstandene Jesus den Hass in Liebe verwandle, "die Rache in Vergebung, den Krieg in Frieden".
Daneben nannte Franziskus als Friedensbedrohungen aber auch Egoismus und Profitgier. Er bezeichnete den Menschenhandel "als die im 21. Jahrhundert am weitesten verbreitete Sklaverei" - einen Satz, den er mit Nachdruck wiederholte. Auch Gewalt im Zusammenhang mit Rauschgifthandel sowie ungerechte Ausbeutung der natürlichen Ressourcen seien Bedrohungen für den Frieden. Zweifellos hatten die Diplomaten des Staatssekretariats dem Papst bei der Rede zugearbeitet, in die er dann eigene Akzente einfügte.
Neue Akzente
Franziskus leitete in seiner ersten Kar- und Osterwoche die gleichen Liturgien wie seine Vorgänger. Freilich war der Stil etwas einfacher und nüchterner. Die Zeremonien wurden verschlankt und kürzer - nicht nur weil der neue Papst auf manche Doppelungen und zusätzliche liturgische Elemente verzichtete, sondern auch, weil er alle Texte sprach und nicht sang, auch die Segensformel des "Urbi et orbi". Den Jesuiten liege das Singen nicht so, verallgemeinerte Vatikansprecher Federico Lombardi. Dafür begab Franziskus sich vor dem Segen noch im Papamobil zu einem "Bad in der Menge" auf dem Petersplatz.
Inhaltlich setzte Franziskus in seiner ersten Kar- und Osterwoche manche neue Akzente, die sein Bemühen um Einfachheit, aber auch um Zugehen auf die Menschen deutlich machten. So feierte er den Abendmahlsgottesdienst nicht in der Lateran-Basilika, seiner römischen Bischofskirche, sondern ging ins Jugendgefängnis Casal del Marmo. Dort wusch er statt Priestern jungen Häftlingen die Füße, darunter auch einer Muslimin. Das brachte ihm Kritik von traditionalistischer Seite ein, war aber kirchenrechtlich und liturgisch korrekt und trug pastoral der kleinen Gemeinschaft der Haftanstalt Rechnung.
Ansprachen nur auf Italienisch
Auch die Ansprachen von Franziskus brachten manche neue Akzente. Sie bewegten sich vielleicht nicht auf der theologisch-argumentativen Höhe wie die von Benedikt XVI., aber er brachte seinen Zuhörern verständliche Botschaften mit klarem Gegenwartsbezug - wenn er etwa die Priester aufrief, auch in die Grenzbereiche der menschlichen Existenz zu gehen.
Neu war auch, dass Franziskus bei seinen öffentlichen Auftritten bislang nur Italienisch sprach und keine anderen Sprachen - auch nicht seine Muttersprache Spanisch und nicht einmal zu den Ostergrüßen. Es ist bekannt, dass Jorge Mario Bergoglio etliche Sprachen kann und versteht. Offenbar will er angesichts der vielen Neuheiten, die seit seinem Amtsbeginn auf ihn zukommen, erst nach und nach die Gepflogenheiten im Vatikan angehen, vermutete Lombardi. Derzeit befinde man noch in einer Phase des "Experimentierens".