Papst Franziskus kehrt an alte Wirkungsstätte zurück

Wieder in Aparecida

Papst Franziskus hat am Mittwoch im brasilianischen Marienheiligtum von Aparecida eine große Messe gefeiert. Dabei forderte er eine stärkere Hinwendung der Kirche zu Armen, Frauen und Laien.

Papst Franziskus (dpa)
Papst Franziskus / ( dpa )

In seiner Predigt würdigte Franziskus das 2007 in Aparecida verabschiedete Schlussdokument der lateinamerikanischen Bischofskonferenzen als wichtiges Ereignis für die katholische Kirche. Das Schreiben war unter der Leitung des heutigen Papstes verfasst worden. In dem Dokument wird der Einsatz der Kirche für die Schwachen in der Gesellschaft gefordert. Das Dokument von Aparecida sei "aus der Verflechtung zwischen der Arbeit der Hirten und dem einfachen Glauben der Pilger hervorgegangen", betonte das Kirchenoberhaupt bei der Messe.

Wegen widriger Wetterverhältnisse mussten die Pläne für den Transfer des Kirchenoberhaupts von Rio de Janeiro ins westlich gelegene Aparecida geändert werden. Nur für die letzten Kilometer stieg er vom Flugzeug in den Hubschrauber. Er sei gekommen, um die Muttergottes um ein gutes Gelingen des Weltjugendtags zu bitten, sagte Franziskus bei der Messe in der weltweit zweitgrößten Kirche nach dem römischen Petersdom.

Franziskus äußerte die Hoffnung, dass Maria die Geistlichen, Eltern und Erzieher dabei unterstütze, "jungen Menschen die Werte zu vermitteln, die sie zu Erbauern einer gerechteren, solidarischeren und brüderlicheren Nation und Welt machen". Franziskus forderte die Menschen dazu auf, auch in Momenten der Einsamkeit und Leere nicht nach vergänglichen Götzen wie Geld, Erfolg, Macht, Vergnügen zu streben, sondern die christliche Hoffnung aufrecht zu erhalten: "Ein Christ kann nicht pessimistisch sein."

Der Überlieferung zufolge erschien Maria 1717 in dem heute nach der Erscheinung benannten Aparecida drei Flussfischern, die die schwarze Marienstatue im ansonsten leer gebliebenen Netz fanden. Rund um die knapp 40 Zentimeter hohe und als wundertätig geltende Ton-Figur entwickelte sich ein Wallfahrtsort, den jährlich bis zu elf Millionen Pilger besuchen. Nach einem Bombenfund vor zwei Tagen waren die Sicherheitskontrollen an dem Marienheiligtum verschärft worden.

Papst besucht süchtige Jugendliche

Am späten Nachmittag kehrt Papst Franziskus dann wieder zurück nach Rio de Janeiro. Dort will er im Krankenhaus "Sao Francisco de Assis“ eine neue Abteilung für Drogensüchtige einweihen. Die Station soll nach Aussage der Klinikleitung seelisch verletzten Menschen neue Hoffnung und eine zweite Chance zu geben, allen voran drogenabhängigen Kindern und Jugendlichen. Es wird der "franziskanischste Moment“ der Papstreise, glaubt Bruder Francisco Belotti, Chef des Krankenhauses. Gemeinsam mit Patienten und Angestellten will der Papst beten und singen, auch die Leidensgeschichten drogenkranker Patienten hören.

"Es war alles eine große Überraschung für uns“, sagt Belotti. Seit zwei Jahren leitet der Franziskanerorden das Krankenhaus. Nachdem umgerechnet zehn Millionen Euro investiert wurden, gilt das "Sao Francisco“ als Modellhospital, vor allem auf dem Feld von Transplantationen. 2.500 Angestellte versorgen Privatpatienten wie auch Kranke, die über das staatliche Gesundheitssystem eingewiesen werden. Es ist eines von 60 Projekten, das der Franziskanerorden in den Bundesländern Sao Paulo, Rio de Janeiro und Goias unterhält.

Klinikbesuch war ausdrücklicher Wunsch von Franziskus

"Der Vertreter des Vatikans hat uns gesagt, dass es sein persönlicher Wunsch gewesen sei“, sagt Belotti. Als Papst Franziskus den Namen des Krankenhauses hörte, habe er gesagt: "Dort gehe ich hin.“ Sein besonderes Interesse soll die Arbeit mit Drogenkranken geweckt haben.

Für sie stehen insgesamt 500 Betten in neun Einrichtungen zur Verfügung. Genug sei das noch lange nicht, meint Belotti. Sobald man eine neue Einrichtung eröffne, sei sie schon überbelegt.

Bei seinem Besuch will Papst Franziskus einen neuen Trakt mit vier Etagen einweihen, ausschließlich für den Drogenentzug. Im Mittelpunkt stehe aber das "Zusammentreffen mit durch Drogen verletzten Menschen“, so der Klinikleiter. "Kein politischer, sondern ein pastoraler Besuch.“ Am Tag nach der Papstvisite gehen die beiden unteren Stockwerke mit 48 Betten in Betrieb, ab September auch die beiden oberen. Dann wird man 70 Patienten betreuen können. Der Vatikan hat umgerechnet 850.000 Euro für das Gebäude gestiftet, "ein wahres Erbe des Weltjugendtags für Rio de Janeiro“, so Belotti.

Jüngster Drogenpatient ist acht Jahre alt

Klinikleiter Belotti zitiert eine Statistik, nach der in Brasilien von 25 entzugswilligen Drogenabhängigen nur einer einen entsprechenden Platz findet. "Sao Francisco“ behandelt Alkoholkranke und andere Abhängige.

In den vergangenen Jahren stieg laut Belotti die Zahl der Crack-Konsumenten sprunghaft. Crack, auf Kokain-Basis hergestellt, macht mit der ersten Einnahme süchtig. "Wir sprechen schon nicht mehr von einer Epidemie; die kann man kontrollieren. Wir stehen leider einer Pandemie gegenüber.“ Der jüngste Drogenpatient ist gerade mal acht Jahre alt. In einem anderen Fall betreut die Klinik einen jungen Abhängigen zusammen mit seinen süchtigen Eltern. "Uns war klar, dass die Familie nur eine Chance hat, wenn alle drei gleichzeitig den Entzug machen“, sagt Belotti.


Quelle:
KNA , DR , epd