Papst Franziskus kreiert 19 neue Kardinäle

Konsistorium mit Überraschungsgast

Die Kirche hat 19 neue Kardinäle, darunter Erzbischof Müller aus Deutschland. Papst Franziskus erhob die Bischöfe im Petersdom in den Kardinalsstand. An der Feier nahm überraschend der emeritierte Papst Benedikt XVI. teil.

Kardinal Müller vor Franziskus (dpa)
Kardinal Müller vor Franziskus / ( dpa )

Das Konsistorium stand im Zeichen der kirchlichen Universalität, aber auch im Zeichen der Ermahnung zur Einheit. Papst Franziskus rief die neuen Kardinäle auf, Männer des Friedens zu sein und Frieden zu stiften. Sie sollten für verfolgte Christen sowie für alle wegen ihrer Religion diskriminierten Menschen eintreten.

Päpstliche Mahnung zur Einheit

Nachdrücklich mahnte er sie zu Einheit und warnte vor Rivalitäten, Neid und dem Zerfall in Parteien - ein Hinweis, der vor dem Hintergrund aktueller Reformdebatten aufhorchen ließ.

Franziskus forderte die neuen Kardinäle auf, dass Evangelium "wenn es opportun ist und wenn es nicht opportun ist" zu verkünden. Es sei keine Philosophie und keine Ideologie, sondern ein Weg, der "nicht leicht und nicht bequem" sei, sagte er in seiner Predigt.

Benedikt XVI. nahm an Zeremonie teil

Eine besondere Überraschung war die Anwesenheit des emeritierten Papstes Benedikt XVI. Es war das erste Mal seit seinem Rücktritt am 28. Februar 2013, dass er an einer offiziellen kirchlichen Zeremonie teilnahm. Er nahm neben den Kardinälen Platz, etwas abgesetzt, und wurde von Franziskus und vom Kardinalssprecher Pietro Parolin unter dem Applaus der Anwesenden herzlich begrüßt. Das Konsistorium erfolgte nach dem Ritual, das Benedikt XVI. vor zwei Jahren eingeführt hatte. Der Rahmen eines Wortgottesdienstes machte deutlich, dass das Kardinalat kein zusätzliches Sakrament neben oder über der Bischofsweihe ist. Das Konsistorium sollte aber auch kein säkulares Volksfest sein, obwohl zu Ehren der 19 Kardinäle aus Amerika, Asien, Afrika und Europa Zehntausende Gäste aus aller Welt angereist waren.

Birett, Ring und Urkunde für die neuen Kardinäle

In einer würdigen Zeremonie schworen die neuen Kardinäle dem Papst und der Kirche Treue und Gehorsam. Danach traten sie in ihrem scharlachroten Talar einzeln vor den Papst hin, der ihnen das Kardinalsbirett aufsetzte, den Kardinalsring an den Finger steckte, und die Urkunde für eine Titelkirche überreichte. Als erster kniete Parolin vor den Papst nieder, Müller folgte als Dritter. Sichtlich bewegt nahm er die Insignien entgegen, die ihn in seinem Amt auf gleiche hierarchische Augenhöhe mit den anderen Kurienleitern und den Bischöfen der Weltkirche bringen. Dabei hatte Papst Franziskus ein besonders schönes Geschenk für den Glaubenspräfekten parat: Als Titeldiakonie wies er ihm die römische Altstadtkirche Sant'Agnese in Agone zu. Ein Juwel der Barockkunst an der Piazza Navona, mit ihrem Eingang direkt vor dem berühmten Vier-Flüsse-Brunnen.

Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin dankte dem Papst stellvertretend für alle neuen Purpurträger für das Vertrauen, das er durch ihre Berufung in das oberste Kirchengremium bewiesen habe. Parolin erinnerte überdies an den Brief des Papstes an die neuen Kardinäle. Darin betonte er, ihre neue Würde sei "keine Beförderung, weder eine Ehre noch eine Zierde" sondern schlicht ein Dienst.

Kardinal Müller bittet um Beistand für das neue Amt

Aus Deutschland wohnten Vizebundestagspräsident Johannes Singhammer (CSU), der ehemalige Bundesverteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) und der Schriftsteller Martin Mosebach sowie der Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst der Feier bei. Erzbischof Müller, der frühere Bischof von Regensburg, bat bei einem anschließenden Empfang in der Glaubenskongregation für "Beistand für dieses Amt". Seine Aufgabe sei es, "die Glaubenslehre der katholischen Kirche zu fördern, aber auch zu wahren".

Vizebundestagspräsident Singhammer äußerte sich nach der Feier beeindruckt, dass die deutsche Delegation "Zeuge eines historischen Ereignisses" geworden seien, da mit Franziskus und Benedikt XVI. zwei Päpste am Konsistorium teilnahmen. Aus Gesprächen mit dem Präfekten des Päpstlichen Hauses, Erzbischof Georg Gänswein, und Kardinal Müller habe er den Eindruck gewonnen, dass Franziskus Deutschland "mit Sympathie verbunden ist".

Auch Kardinal Meisner reiste aus Köln an

Am anschließenden Empfang in der Glaubenskongregation nahm der Limburger Bischof Tebartz-van Elst gemeinsam mit dem emeritierten Augsburger Bischof Walter Mixa sowie dem Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner teil.

Der stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Hildesheimer Bischof Norbert Trelle, würdigte Müller anlässlich von dessen Kardinalserhebung als einen der profiliertesten Theologen der Gegenwart. Der Schüler des Mainzer Bischofs Karl Kardinal Lehmann habe über Jahre "mit Erfolg und großem Einsatz" die Ökumenekommission der Bischofskonferenz geleitet, sagte er in der Glaubenskongregation. Die Bischofskonferenz sei froh, dass künftig zehn Mitglieder des Kardinalskollegiums aus Deutschland stammten.

Ab sofort sind 122 Kardinäle wahlberechtigt

Mit den 16 unter 80-jährigen neuen Mitgliedern des Kardinalskollegiums erhöht sich die Zahl der bei einem Konklave wahlberechtigten Purpurträger kurzzeitig auf 122. Allein fünf der 19 neuen Kardinäle entfallen künftig auf Lateinamerika und Haiti.

Neben den Erzbischöfen von Managua, Santiago de Chile, Buenos Aires und Rio de Janeiro wird künftig auch der Erzbischof von Les Cayes auf Haiti das rote Birett tragen. Gemeinsam mit je zwei neuen Kardinälen aus Afrika und Asien wird der Anteil der bei einem Konklave wahlberechtigten Purpurträger aus dem "Süden der Welt" von 34 auf 38 Prozent steigen. Damit sinkt der Anteil der traditionell überrepräsentierten Europäer im höchsten Gremium der katholischen Kirche.

Der Kardinalserhebung voraus ging ein zweitägiges Außerordentlichen Konsistorium, bei dem Franziskus mit dem Kollegium aktuelle Fragen der Weltkirche beriet, insbesondere das Thema der Familienpastoral.


Benedikt nahm an Feier teil (dpa)
Benedikt nahm an Feier teil / ( dpa )

Papst begrüßt seinen Vorgänger (dpa)
Papst begrüßt seinen Vorgänger / ( dpa )

Feierliche Zeremonie im Petersdom (dpa)
Feierliche Zeremonie im Petersdom / ( dpa )

Nun sind 125 Kardinäle wahlberechtigt  (dpa)
Nun sind 125 Kardinäle wahlberechtigt / ( dpa )

Telefonische Glückwünsche für Kardinal Kutwa? (dpa)
Telefonische Glückwünsche für Kardinal Kutwa? / ( dpa )
Quelle:
KNA , epd , DR