Die katholische Kirche in Ägypten erhofft von Papst Franziskus in ihrem Land eine Bestärkung im Zusammenleben mit der muslimischen Mehrheit. Die Visite sei aber auch "eine Art, die christlichen Märtyrer zu ehren, die des Glaubens wegen getötet wurden", sagte der Sprecher der koptisch-katholischen Bischofskonferenz, Rafic Greiche, dem vatikanischen Pressedienst Asianews am Samstag.
Wie der Vatikan mitteilte, folgt der Papst einer Einladung des ägyptischen Staatspräsidenten und der katholischen Bischöfe wie auch des koptischen Patriarchen und des Großimams der islamischen Hochschule al-Azhar. Greiche sagte dazu, alle diese Institutionen hätten "mit Nachdruck" um einen Besuch gebeten. Franziskus werde in Ägypten "von allen" erwartet.
"Der Papst kommt, um die zahlenstärkste Christengemeinde des Orients zu stärken und uns in unserem Zusammenleben mit den Muslimen zu stärken", zitierte der Pressedienst den Sprecher der Bischofskonferenz. "Wir wussten von seiner Absicht, aber wir kannten nicht das Datum", sagte Greiche weiter.
Ein toleranter Islam
Der Sprecher von Präsident al-Sisi, Alaa Youssef, erklärte laut Angaben der ägyptischen Nachrichtenagentur Mena, der Papstbesuch werde die Botschaft von einem Islam stärken, der auf Toleranz und Dialog gegründet sei. Der Sprecher verwies demnach auch auf die Begegnung zwischen al-Sisi und dem Papst im November 2014 in Rom. Bereits damals habe der Präsident eine Übereinstimmung in vielen Positionen unterstrichen.
Bedeutendes Treffen mit Großimam al-Tayyeb
Religionspolitisch bedeutsam wird die Reise vor allem durch das Treffen des Papstes mit Großimam al-Tayyeb. Die von ihm geleitete traditionsreiche Universität gilt als Lehrautorität im sunnitischen Islam, dem die Mehrheit der Muslime weltweit angehört. Ob die Begegnung an der al-Azhar-Universität selbst erfolgt, wurde noch nicht bekanntgegeben, steht aber zu erwarten. Der Dialog zwischen dem Vatikan und der al-Azhar lag jahrelang auf Eis.
Am 22. und 23. Februar hatte eine hochrangige Delegation des Vatikan mit Al-Azhar-Vertretern über Strategien gegen religiösen Extremismus beraten und damit den vor sechs Jahren unterbrochenen Dialog offiziell wiederaufgenommen. Der Leiter des päpstlichen Rats für den interreligiösen Dialog, Kardinal Louis Tauran, sprach dabei von einer "neuen Phase" des Kontakts.
Gemeinsame Friedenskonferenz?
Für einen ersten Durchbruch hatte Mai vergangenen Jahres ein Besuch al-Tayyebs bei Papst Franziskus gesorgt. Nach diesem vom Vatikan als historisch bezeichneten Treffen war eine Wiederaufnahme des Dialogs vereinbart worden. Dazu gab es mehrere Vorbereitungstreffen auf Arbeitsebene. Im Juli sprachen Vertreter des päpstlichen Dialograts und der Al-Azhar-Universität auch von der Möglichkeit einer gemeinsamen Friedenskonferenz.
Ein 1998 begonnener theologischer Austausch zwischen der Al-Azhar-Universität in Kairo und dem Vatikan wurde 2011 von ägyptischer Seite abgebrochen. Grund war die Forderung von Benedikt XVI. (2005-2013) nach einem besseren Schutz für koptische Christen vor Terror und Gewalt.
Der Kairobesuch eines römischen Papstes ist eine Premiere. Im Jahr 2000 reiste Johannes Paul II. (1978-2005) nach Ägypten, betrat aber lediglich die Sinai-Halbinsel.
Islamistische Tendenzen
In Ägypten stellen sunnitische Muslime die Bevölkerungsmehrheit. Der Anteil koptischer Christen, deren Ursprünge auf die frühesten Zeiten des Christentums zurückgehen, wird auf etwa 10 Prozent geschätzt. Die Zahl der Katholiken unter den rund 94 Millionen Einwohnern gibt der Vatikan mit 240.000 an.
Die gegenwärtige Gesellschaft ist von islamistischen Tendenzen geprägt. Seit Ende 2010 wurden koptische Kirchen wiederholt zum Ziel von Anschlägen islamistischer Extremisten. Ein großer Anschlag ereignete sich zuletzt am 11. Dezember in der Peter-und-Paul-Kirche neben der koptischen Markus-Kathedrale in Kairo. Ein Selbstmordattentäter sprengte sich in die Luft und riss nach unterschiedlichen Angaben 25 bis 29 Menschen in den Tod.