Papst Franziskus hat den Gegensatz zwischen einem "unverschämten Reichtum" und einer Ausbreitung der Armut in weiten Teilen der Welt angeprangert. "Angesichts dieser Entwicklung ist es unmöglich, untätig zu bleiben oder gar aufzugeben", heißt es in seiner an diesem Dienstag veröffentlichten Botschaft zum "Welttag der Armen".
Aufruf zur "Haltung des Teilens"
Der Papst mahnt eine neue "Haltung des Teilens" an; sie müsse zum Lebensstil werden. Katholiken rief er auf, konkret auf Arme in ihrer Nachbarschaft zuzugehen und in der Woche vor dem Aktionstag in den Pfarreien Begegnungen zu veranstalten.
Der Aktionstag wolle Christen, aber auch Menschen unabhängig von ihrer religiösen Zugehörigkeit anspornen, "der Wegwerfkultur und dem Überfluss eine wahre Kultur der Begegnung entgegenzustellen". Am "Welttag der Armen" selbst sollten die Gemeinden Arme in ihre Gottesdienste einladen.
"Welttag der Armen" im November
Der "Welttag der Armen" wird erstmals am 19. November begangen. Er steht unter dem Motto "Liebt nicht mit Worten, sondern mit Taten". Franziskus hatte den Tag im November 2016 zum Abschluss des Heiligen Jahres der Barmherzigkeit eingeführt. Als Datum legte er jeweils den zweiten Sonntag vor dem Advent fest.
Aufruf an Christen
Christen seien "gerufen, so Franziskus, den Armen die Hand zu reichen, ihnen zu begegnen, in ihre Augen zu schauen, sie zu umarmen, sie die Wärme der Liebe spüren zu lassen, die den Teufelskreis der Einsamkeit zerbricht". Zugleich sei Armut eine "Einladung, aus unserer Sicherheit und Bequemlichkeit auszubrechen", so der Papst weiter. Armut werde so eine "Herzenshaltung, die verhindert, dass wir Geld, Karriere und Luxus als Lebensziel und Grundvoraussetzungen des Glücks betrachten".
Der Papst verwies auf seinen Namenspatron Franz von Assisi (1181/82-1226), der sich entschloss, mit den Armen zu leben. "Wenn wir also einen Beitrag leisten wollen, um die Geschichte wirksam zu verändern und wirkliche Entwicklung zu ermöglichen, dann müssen wir auf den Schrei der Armen hören und uns einsetzen, um sie aus der Ausgrenzung herauszuholen."
"Frucht sozialer Ungerechtigkeit"
Die Armut fordere täglich mit "Tausenden Gesichtern" heraus, schreibt der Papst. Diese seien von Ausgrenzung, Missbrauch, Gewalt, Folter, fehlenden Bildungschancen, Arbeitslosigkeit, Sklaverei oder erzwungener Migration gekennzeichnet. "Die Armut hat das Gesicht von Frauen, Männern und Kindern, die aus niederträchtigen Interessen ausgebeutet werden, niedergetrampelt von der perversen Logik der Macht und des Geldes", so Franziskus. Er nennt Armut "die Frucht sozialer Ungerechtigkeit sowie moralischen Elends, der Habgier von wenigen und einer allgemein verbreiteten Gleichgültigkeit".