Papst gratuliert zum 150-jährigen Bestehen Italiens

Buon compleanno, Italia!

Heute begeht Italien mit landesweiten Feiern die nationale Einigung und die Gründung des Königreiches Italien am 17. März 1861. Erster Gratulant war Papst Benedikt XVI., der die religiöse Identität als "solideste Grundlage" für die Einheit des Landes hervorgehob.

Italien: Bietet viel mehr, als der aktuelle Zustand des Landes vermuten lassen könnte (DR)
Italien: Bietet viel mehr, als der aktuelle Zustand des Landes vermuten lassen könnte / ( DR )

Die katholische Kirche habe einen fundamentalen Beitrag für das Nationalbewusstsein geleistet und tue dies bis heute, schrieb der Papst in einer Festbotschaft an Staatspräsident Giorgio Napolitano. Kardinalstaatsekretär Tarcisio Bertone überbrachte die Botschaft des Papstes am Mittwoch persönlich. Darin lobt Benedikt XVI. die gute Zusammenarbeit und die freundschaftlichen Verbindungen zwischen Italien und dem Heiligen Stuhl. Zugleich erinnert er an wichtige Stationen der italienischen Geschichte seit 1861.



Die nationale Einigungsbewegung im 19. Jahrhundert habe der katholischen Kirche wie bisweilen dem christlichen Glauben insgesamt zwar ablehnend gegenübergestanden, so das Kirchenoberhaupt. Dennoch hätten Katholiken zur Entstehung des italienischen Nationalstaates auf politischem und kulturellem Gebiet beigetragen. Nach den "Turbulenzen" zwischen Italien und dem Heiligen Stuhl, die durch den Untergang des Kirchenstaates 1870 ausgelöst worden seien, hätten die Lateranverträge 1929 zu einer Versöhnung geführt. Der Verlust der weltlichen Macht habe das Papsttum gestärkt, betont Benedikt XVI.



Weiter hebt der Papst den maßgeblichen Beitrag von Katholiken an der Entstehung der italienischen Nachkriegsverfassung von 1947 hervor.

Eine "neue Phase" in den Beziehungen zwischen Staat und Kirche habe schließlich mit der Revision des Konkordates 1984 begonnen. Diese habe maßgeblich zu jener "gesunden Laizität" beigetragen, die für Italien kennzeichnend sei.



Benedikt XVI. unterstreicht in seinem Schreiben auch das vielfältige Wirken der Kirche im Bildungswesen und im karitativen Bereich. Auch durch Malerei, Architektur, Literatur und Musik, namentlich durch berühmte Künstler wie etwa Michelangelo, Raffael, Caravaggio oder Dante, habe das Christentum die Identität Italiens entscheidend geprägt.



Messe mit Kardinal Bagnasco

Zum 150. Geburtstag Italiens hat der Vorsitzende der Bischofskonferenz des Landes, Kardinal Angelo Bagnasco, am Donnerstag einen festlichen Gottesdienst in Rom zelebriert. An der Messe in der Kirche Santa Maria degli Angeli im Rahmen der zentralen Feiern in der Hauptstadt nahmen Staatspräsident Giorgio Napolitano, Ministerpräsident Silvio Berlusconi sowie zahlreiche weitere führende Politiker des Landes teil.



In seiner Predigt hob Bagnasco die tiefe Verankerung der katholischen Kirche in Italien hervor. Das Christentum sei der "Hefeteig" der Gesellschaft. In Italien zeige sich eine durch Vielfalt und Unterschiede geprägte Identität. Es herrsche ein "gesunder Wettbewerb der Freiheit", zu dem die Kirche ihren Beitrag leisten könne, führte der Kardinal aus.



Zugleich rief der Episkopatsvorsitzende zur Überwindung eines übersteigerten Individualismus auf. Nur wenn es gelinge, dieser "tödlichen Falle" zu entkommen, sei eine menschlichere Gesellschaft möglich, so der Erzbischof von Genua. Anderenfalls drohe die Gefahr einer geteilten, ängstlichen und aggressiven Gesellschaft, die sich selbst genüge.