Papst greift frühzeitig in die Synode ein

Klarstellungen in der kontroversen Debatte um die Ehe

Dass der Papst persönlich bei der Bischofssynode das Wort ergreift, ist äußerst selten. Als Franziskus schon am zweiten Synodentag mit einem kurzen Statement in die Diskussion der Bischöfe eingriff, ließ das aufhorchen.

Autor/in:
Ludwig Ring-Eifel
Papst Franziskus spricht zu den Bischöfen / © Osservatore Romano / Handout (dpa)
Papst Franziskus spricht zu den Bischöfen / © Osservatore Romano / Handout ( dpa )

Zwei Punkte lagen Franziskus bei seiner überraschenden Intervention am Dienstag am Herzen. Die wollte er klären, um zu verhindern, dass sich die Debatte verheddert oder in eine falsche Richtung entwickelt. Der eine war nicht neu, hatte aber dennoch an dieser Stelle besonderes Gewicht: Der Papst betonte, dass die Frage der möglichen Kommunionzulassung für wiederverheiratete Geschiedene nicht das zentrale Thema der Synode sei.

Korrektur einseitiger Wahrnehmung

Zwar hatte der Papst selbst den Fokus der weltweiten kirchlichen Debatte vor zwei Jahren in diese Richtung gelenkt. Damals ließ er den deutschen Kurienkardinal Walter Kasper, einen international renommierten Theologen, vor den Kardinälen aus aller Welt einen Vortrag halten. Darin ging es um Wege der Buße und der Barmherzigkeit für bestimmte wiederverheiratete Geschiedene, und seither ist die Debatte zwischen Reformern und Bewahrern der kirchlichen Ehelehre voll entbrannt. Wenn der Papst nun bei der Synode betont, dass dieses Thema nicht das Zentrale sei, versucht er damit eine einseitige Wahrnehmung zu korrigieren, die seit Kaspers Vortrag in den Medien, aber auch in der theologischen Fachwelt, immer weiteren Raum eingenommen hat.

Kirchliche Ehelehre nicht infrage gestellt

Ein zweiter Punkt war dem Papst genauso wichtig. Er betonte, dass die in ihrer Rezeption umstrittene Familiensynode des vergangenen Jahres keineswegs die kirchliche Ehelehre infrage gestellt oder sie gar verändert habe. Die zum Teil erst nach heftigen Debatten zustande gekommenen Beschlüsse seien - ebenso wie die damaligen Grundsatzreden des Papstes - die offiziellen Dokumente dieser Synode, und die neue Synode stehe in Kontinuität dazu. Man fange also bei der jetzigen Versammlung keineswegs wieder mit der Arbeit von vorne an.

Als Vatikansprecher Federico Lombardi kurz darauf vor den Journalisten aus aller Welt das Statement des Papstes vortrug, entbrannte unter den Medienleuten schon bald eine Debatte, wie Franziskus das gemeint habe. Und vor allem: Wen wollte er damit korrigieren? Zielte die Bemerkung, dass die Ehelehre unverändert sei, auf das Lager der Reformer? Oder ging es gegen Konservative, die so reden, als ob es einen Gegensatz gäbe zwischen den geltenden dogmatischen und kirchenrechtlichen Bestimmungen zum Thema Ehe und den vorsichtigen Öffnungsklauseln, die 2014 bei der Synode formuliert wurden?

Ergebnisoffene Debatte erwünscht

Am Ende konnte dann doch die zweite Deutung mehr Plausibilität für sich beanspruchen. Offensichtlich wollte der Papst persönlich mit seinem doppelten Verdikt "Die Ehelehre wurde nicht verändert" und "Die Beschlüsse von 2014 sind gültig" die Diskussionen darüber beenden, ob die erste Familien-Synode vor einem Jahr nicht doch vielleicht zu weit gegangen sei. Letztlich hat der Papst die Synodenväter von 2015 mit seiner Intervention auch dazu ermuntert, wie damals so auch diesmal ergebnisoffen über die Interpretation der Ehelehre und ihre praktischen Auswirkungen in der Pastoral zu debattieren.


Quelle:
KNA