"Ich lebe noch", scherzte der Pontifex beim Verlassen des Gemelli-Krankenhauses am Samstag in Rom. Ein junges Paar segnete er und verabschiedete sich mit einem Kuss von ihnen.
Der Papst berichtete, dass er sich am Mittwoch unwohl gefühlt habe. Deshalb sei er in das zu einer vatikanischen Universität gehörende Krankenhaus gefahren. Dort gibt es ein spezielles Papst-Appartement. Er hab in diesen knapp drei Tagen keine Angst gehabt, erzählte Franziskus. An den Gottesdiensten am Palmsonntag, in der anstehenden Karwoche und an den Ostertagen werde er teilnehmen, kündigte er an.
Nach dem Gespräch mit Reportern vor der Gemelli-Klinik wandte sich der Pontifex an eine weinende Frau. Deren fünfjährige Tochter Angelica war in der Nacht gestorben, wie ein Mitarbeiter dem Oberhaupt der katholischen Kirche zuflüsterte. Franziskus nahm die Frau in den Arm und streichelte ihren Kopf. Zusammen mit ihr und ihrem Partner sprach er dann ein Gebet und segnete die beiden. "Nur Mut!", sagte er, wie auf Videos von diesem Moment zu hören war.
Anschließend setzte er sich auf den Beifahrersitz eines weißen Fiat 500. Sicherheitskräfte hatten zunächst Mühe, dem Fahrzeug einen Weg durch die zahlreichen anwesenden Menschen zu bahnen.
Zustand des Papstes war offenbar ernst
Der gesundheitliche Zustand des Papstes war bei seiner Einlieferung in die Gemelli-Klinik am Mittwoch offenbar ernster als vom Vatikan mitgeteilt. Italienische Medien berichteten am Freitag und Samstag, dass der 86-Jährige nach der Generalaudienz auf dem Petersplatz über starke Schmerzen in der Brust geklagt habe und plötzlich bleich geworden sei. Er habe gezittert und gefiebert.
Die Sauerstoffsättigung im Blut sei zunächst besorgniserregend gewesen, habe sich aber bald nach der Einlieferung in die Gemelli-Klinik in Rom wieder stabilisiert, hieß es in anderen Berichten. Einige italienische Medien verfügen über unmittelbare Kontakte zum Klinikpersonal. Wegen der von Augenzeugen beobachteten Symptome spekulierte der Blog silerenonpossum.it sogar über einen Herzinfarkt.
Da die Gemelli-Klinik in Absprache mit dem Vatikan keine eigenen medizinischen Bulletins über den Zustand ihres prominentesten Patienten herausgibt, lief die gesamte Kommunikation über das vatikanische Presseamt und dessen Direktor, Matteo Bruni. Dieser hatte zunächst von einem „Aufenthalt wegen geplanter Untersuchungen“ gesprochen. Später berichtete er über eine infektiöse Bronchitis, die eine Behandlung mit Antibiotika erforderlich machte, welche rasch positive Wirkungen zeigte.
Kardinal Hollerich: Franziskus ist stark, mutig, hartnäckig
Nach der Rückkehr des Papstes in den Vatikan richtete sich das Augenmerk der Beobachter auf die Frage, an welchen Zeremonien der Karwoche der Papst in welcher Form teilnehmen wird. Außer beim Ostersegen „Urbi et orbi“ kann er sich bei allen liturgischen Handlungen vertreten lassen. Auch kann er bei Messfeiern den Vorsitz innehaben, während ein anderer Geistlicher, in der Regel ein Kardinal, am Altar zelebriert.
Der Luxemburger Kardinal Jean-Claude Hollerich rechnet nicht mit einem baldigen Rücktritt von Papst Franziskus. „Er würde das Papstamt nur dann aufgeben, wenn es ihm wirklich unmöglich wäre, den Dienst Petri fortzuführen“, sagte Hollerich im Interview der italienischen Tageszeitung „La Stampa“ (Samstag). „Aber der Heilige Vater ist stark, mutig, hartnäckig, er hat einen starken Willen. Und viel Hoffnung.“
Dank an Klinikpersonal
Am Freitag hatte Papst Franziskus die Eucharistie empfangen, nachdem er in der Kapelle seines privaten Krankenflügels im Gemelli-Krankenhaus gebetet hatte. Anschließend hatte er, wie bereits am späten Nachmittag bekannt wurde, die Station für Kinderonkologie und Kinderneurochirurgie besucht und den kleinen Miguel Angel getauft.
Bei dieser Gelegenheit wandte er sich an das anwesende Pflegepersonal und würdigte die Arbeit all derer, "die dazu beitragen, die körperlichen Leiden und Ängste derjenigen zu lindern, die tagtäglich das Kreuz Christi bezeugen müssen", wie es in dem Vatikanstatement vom Abend heißt. Der Papst habe ihnen für ihre Aufopferungsbereitschaft und ihre Dienstbereitschaft gedankt. Am Ende seines rund halbstündigen Besuchs bei den kranken Kindern kehrte er in sein Krankenzimmer zurück.
Den Planungen nach wird Papst Franziskus der Palmsonntagsmesse auf dem Petersplatz vorstehen (live auf DOMRADIO.DE).