"Mit tiefer Traurigkeit" habe das Kirchenoberhaupt von der Ermordung erfahren, heißt es in einem von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin unterzeichneten Telegramm an den päpstlichen Botschafter in Tokio. Der Papst spreche Abe Familie, seinen Freunden und dem ganzen Volk sein herzliches Beileid aus, heißt es in dem Schreiben weiter. Nach "dieser sinnlosen Tat" bete er dafür, "dass die japanische Gesellschaft in ihrem historischen Engagement für Frieden und Gewaltlosigkeit gestärkt wird".
Der 67-jährige frühere Regierungschef Abe war am Freitag bei einem Wahlkampfauftritt in Nara niedergeschossen worden. Er erlag kurz darauf seinen Verletzungen. Abe war 2006 bis 2007 sowie von 2012 bis 2020 Ministerpräsident in Japan gewesen. Im November 2019 hatte Papst Franziskus Japan besucht und war dort auch mit Abe zusammengetroffen.
Eine umstrittene Person
Bereits am Freitagabend hatte der vatikanische Außenbeauftragte, Erzbischof Paul Gallagher, Abe als einen Mann gewürdigt, "der über die Grenzen Japans hinaus großen Einfluss hatte". Zwar sei er auch "eine sehr umstrittene Person, aber ein Mann mit Prinzipien" gewesen, mit "mit einem großen Sinn für das Gemeinwohl seines Volkes", so Gallagher im italienischen TV-Sender TG1.
Unterdessen sind die Motive des Täters weiter unklar. Japanische Medien berichteten am Samstag unter Berufung auf Ermittlerkreise, der Mann habe womöglich aus Hass auf die Moon-Sekte ("Vereinigungskirche") gehandelt, der Abe angeblich wohlgesinnt sei.