Bei einem Gebetstreffen mit Angehörigen italienischer Sinti und Roma im Vatikan hat Papst Franziskus Übergriffe und Hetzen gegen Angehörige dieser Volksgruppen scharf kritisiert. "Immer wenn ich solche schlimmen Nachrichten lese, leide ich. So etwas ist keine Zivilisiertheit", sagte der Papst in einer frei gehaltenen Ansprache. In der Stadt Rom gibt es seit Tagen Übergriffe und Drohungen rechter Gruppen gegen Roma, nachdem die Stadtverwaltung einer 14-köpfigen Roma-Familie eine städtische Wohnung zugewiesen hatte. Bürgermeisterin Virginia Raggi von der Fünf-Sterne-Bewegung wurde von einer aufgebrachten Menge beschimpft, als sie die Familie besuchte und die Zuweisung der Wohnung verteidigte.
Der Gebetsgottesdienst in der Sala Regia des Apostolischen Palastes wurde vom vatikanischen Fernsehen live übertragen. Dabei berichteten ein junger Priester und eine Mutter über ihre Erfahrungen, auf die der Papst in seiner Ansprache ebenfalls einging.
Persönliches Treffen
Natürlich gebe es politische, soziale, kulturelle Probleme für Roma und Sinti in ihrem Verhältnis zur übrigen Gesellschaft. Als grundlegendes Problem machte Franziskus die persönliche Distanzierung durch vorschnelle Qualifizierungen anderer Menschen aus.
Bei dem Gebetstreffen, an dem auch der Vorsitzende der Italienischen Bischofskonferenz, Kardinal Gualtiero Bassetti teilnahm, wurden Gebete, Lesungen und Lieder in Italienisch und Romanes vorgetragen. Am Ende begrüßte Franziskus jeden der rund 200 Teilnehmer, darunter viele Kinder, persönlich.