Der Erzbischof solle mit all jenen das Gespräch suchen, die bereit seien, ihre Kenntnisse über den Fall zu teilen, hieß es. Der Fall Barros hatte während der jüngsten Chile-Reise von Papst Franziskus Mitte Januar die Schlagzeilen der chilenischen Medien bestimmt. Der Papst hatte sich zunächst hinter den beschuldigten Bischof gestellt und erklärt: "An dem Tag, an dem man mir einen Beweis gegen Bischof Barros vorlegt, werde ich sprechen." Alles andere sei "Verleumdung".
Wenig später entschuldigte sich Franziskus für seine Wortwahl, die die Opfer sexuellen Missbrauchs verletzt habe. Viele Missbrauchsopfer könnten keine Beweise für das Erlittene beibringen oder schämten sich, diese offenzulegen. Statt von "Beweisen" müsse man richtiger von sicheren Indizien sprechen, so der Papst.
Vorwürfe gegen Bischof Barros
Barros stammt aus einem geistlichen Schülerkreis des heute 87-jährigen Priesters Fernando Karadima, der 2011 wegen sexuellen Missbrauchs verurteilt wurde. Barros selbst, Bischof von Osorno im Süden Chiles, wird beschuldigt, von Karadimas Vergehen gewusst zu haben.
Scicluna ist Vorsitzender der 2014 von Franziskus eingerichteten Missbrauchs-Untersuchungskommission; sie ist bei der vatikanischen Glaubenskongregation angesiedelt. Das Gremium von Kardinälen und Bischöfen soll die Untersuchung von Missbrauchsfällen und anderen "schwerwiegenden Delikten" beschleunigen. Scicluna war von 2002 bis 2012 vatikanischer Chefermittler in Missbrauchsfällen. Das Gremium kann eigene Entscheidungen treffen. Für Untersuchungen gegen Bischöfe bleibt aber weiterhin die reguläre Kardinalssitzung zuständig.