In seiner ersten Ansprache in Kasachstan äußerte sich Franziskus erneut zum Krieg in der Ukraine. In einer Ansprache an Politiker und Diplomaten sagte er, er komme mitten in einem "wahnsinnigen und tragischen Krieg, der durch die Invasion in die Ukraine ausgelöst worden" sei. Er wolle "den Schrei der Vielen verstärken, die um Frieden flehen", so der Papst.
In einigen früheren Äußerungen zum Krieg hatte Franziskus eine Schuldzuweisung an den russischen Aggressor stets vermieden; die ukrainische Regierung hatte darauf mit Protesten reagiert. Auch diesmal nannte der Papst weder Russland noch Präsident Wladimir Putin mit Namen. Er ließ aber keinen Zweifel daran, welche der beiden Kriegsparteien Auslöserin der Kampfhandlungen war.
Papst würdigt Gastgeber Kasachstan
Weiter führte der Papst aus: "Wir brauchen Führungspersönlichkeiten, die es den Völkern auf internationaler Ebene ermöglichen, einander zu verstehen und miteinander zu reden, und die einen neuen 'Geist von Helsinki' aufkommen lassen." Um eine stabilere und friedlichere Welt aufzubauen, seien "Verständnis, Geduld und Dialog mit allen nötig. Ich wiederhole: mit allen."
Das Gastgeberland Kasachstan würdigte Franziskus als "einzigartiges Labor" mit vielen unterschiedlichen Völkern, Kulturen und Religionen.
Land der Begegnung
Mit seiner Lage an der Grenze zwischen Ost und West habe es eine "besondere Berufung, Land der Begegnung zu sein". Dazu könnten insbesondere die Religionsgemeinschaften einen wichtigen Beitrag leisten.
Seit 2003, auch als Reaktion auf den islamistischen Terroranschlag vom 11. September 2001 in den USA, lädt die kasachische Regierung alle drei Jahre zu einem "Kongress von Welt- und traditionellen Religionen".
Darüber hinaus feiert Franziskus in Kasachstan eine Messe, zu der etwa 3.000 Pilger zusätzlich erwartet werden. Auch ein Treffen mit Kasachstans Präsident Kassym-Schomart Tokajew und mit Diplomaten und Regierungsvertretern steht auf dem Programm der Reise. Ein ursprünglich geplantes Treffen mit dem russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill I. findet nicht statt. Dieser hatte sein Kommen Ende August abgesagt.
Zu dem interreligiösen Friedenstreffen am Mittwoch und Donnerstag werden laut lokalen Angaben rund 100 Delegationen aus 50 Ländern erwartet.