Wie die Gottesmutter Maria hätten auch sie sehr schwere Situationen gemeistert, sagte der Papst in seiner Predigt. Auch heute hätten die Frauen des Landes die Kraft, das Land vor dem Chaos zu retten. Der Papst schloss mit den Worten: "Gott segne die paraguayische Frau, die ruhmreichste Amerikas". Zu der Messe waren auch Tausende Argentinier über die nahe gelegene Grenze gekommen.
Franziskus spielte mit seinen Äußerungen auf den sogenannten Tripel-Allianz-Krieg von 1864 bis 1870 an, in dem Paraguay gegen Argentinien, Uruguay und Brasilien kämpfte. Er gilt als der opferreichste Konflikt der lateinamerikanischen Geschichte. Bezogen auf die Gesamtbevölkerung Paraguays ist er zudem einer der verlustreichsten Kriege überhaupt.
Landverlust an Argentinien und Brasilien
Nach vorsichtigen Schätzungen reduzierte sich die Gesamtbevölkerung des Verlierers Paraguays um mehr als 50 Prozent auf 220.000 Einwohner. Von mehr als 140.000 wehrdiensttauglichen Männern, männlichen Jugendlichen und Kindersoldaten überlebten den Krieg nur 30.000. Nach 1870 kamen auf einen Mann über alle Altersklassen hinweg etwa drei Frauen. Als Ergebnis des verlorenen Krieges musste Paraguay die Hälfte seines damaligen Staatsgebietes an Argentinien und Brasilien abtreten.
Vor der Messe an dem Marienort Caacupe hatte der Papst das Kinderkrankenhaus "Ninos de Acosta Nu" besucht und ein Grußwort an die Patienten und das medizinische Personal gerichtet. Für den Nachmittag (Ortszeit) war eine Rede vor Vertretern der Zivilgesellschaft Paraguays vorgesehen.
Positives Medienecho
Mit teils selbstkritischen Analysen begleiteten die Medien in Lateinamerika die Reise des Papstes. Die Zeitung "Ultima Hora" aus Paraguay schreibt in ihrer Meinungskolumne (Samstag), man müsse versuchen, "ein bisschen besser zu werden, weniger egoistisch, weniger ungerecht, dafür solidarischer und bewusster".
In Argentinien berichteten die Medien über das Telegramm, das der Papst traditionell den Staatsoberhäuptern jener Länder schickt, deren Grenzen er überfliegt. "Franziskus fordert von Cristina eine größere Anstrengung für die Justiz und den Frieden", schreibt "La Nacion" über die Botschaft des Argentiniers an Präsidentin Cristina Kirchner.
Verstimmung zwischen Bolivien und Chile
In Ecuador stand der Besuch des Papstes in der bolivianischen Haftanstalt "Palmasola" am Vortag im Fokus: "Franziskus stellt das Strafrechtssystem Boliviens in Frage", schrieb "El Universo". In Bolivien zog "El Deber" das Fazit: "Der Papst verabschiedet sich und sät Hoffnung." Und "La Razon" schreibt: "Francisco hinterlässt einen tiefen Abdruck".
Unterdessen ist nach dem Aufruf des Papstes, den Streit Boliviens Boliviens um einen Meereszugang mit Chile in einem offenen Dialog beizulegen, die Auseinandersetzung beider Länder wieder aufgeflammt. Während die bolivianischen Medien die Dialogbereitschaft der Regierung von Präsident Evo Morales unterstreichen, ist in Chile der Ärger über das Verhalten in La Paz groß: "Außenminister Heraldo Munoz bedauert, dass Bolivien eine Wiederherstellung der diplomatischen Beziehungen an Bedingungen knüpft."
Zuvor hatte Chiles Außenminister Munoz zu einem Dialog ohne Vorbedingungen eingeladen. Zugleich wies er darauf hin, dass Bolivien durch seinen Gang vor den Haager Internationalen Gerichtshof den Weg der Diplomatie verlassen habe. Morales warf Munoz daraufhin ein falsches Spiel mit der Wahrheit vor.
Slum-Besuch im Überschwemmungsgebiet
Im Salpeterkrieg im 19. Jahrhundert hatte Bolivien seinen Meereszugang durch Chile verloren. Seitdem gab es immer wieder Versuche einer bolivianischen Regierung, das Thema neu aufzugreifen. Chile lehnt dies ab.
Papst Franziskus beendet an diesem Wochenende seine einwöchige Südamerika-Reise. Für den Nachmittag (Ortszeit) ist eine Rede vor Vertretern der Zivilgesellschaft Paraguays vorgesehen. Am Abschlusstag (Sonntag Ortszeit) besucht Franziskus in Asuncion den Slum Banado Norte, der inzwischen regelmäßig von Überschwemmungen heimgesucht wird. Für die große Papstmesse am Sonntagvormittag (Ortszeit) werden auch Hunderttausende Pilger aus Argentinien erwartet, dem benachbarten Heimatland des Papstes. Am Montagmittag wird der 78-Jährige in Rom zurückerwartet.