Papst nimmt Bischofsrücktritt an

Streit um Weihen und Amtsführung

Seit Jahren gibt es Streit in der französischen Diözese Fréjus-Toulon. Ein Grund: die Amtsführung des dortigen Bischofs Dominique Rey und skandalöse Orden in der Diözese. Nun bekommt das Bistum überraschend einen neuen Leiter.

Ein violetter Pileolus von einem Bischof / © Björn Steinz (KNA)
Ein violetter Pileolus von einem Bischof / © Björn Steinz ( KNA )

Nach ausgesetzten Priesterweihen, umstrittenen Klostergründungen und Apostolischen Visitationen hat Papst Franziskus den Rücktritt des Bischofs von Fréjus-Toulon, Dominique Rey, angenommen. Das teilte der Vatikan am Dienstag mit. Rey ist 72 Jahre alt, üblicherweise wäre sein Rücktrittsangebot 2027 fällig gewesen.

Kurz vor der vatikanischen Verlautbarung meldete sich Rey am Dienstag auf X mit einer Stellungnahme zu Wort. Dort erklärte er, der Botschafter des Papstes habe ihn aufgefordert, sein Amt als Diözesanbischof niederzulegen. Laut Rey hat der Papst ihn vor einem Jahr persönlich noch angehalten, nicht zurückzutreten. Was sich seitdem geändert habe, wisse er nicht.

Hafen für Traditionalisten

Der Rücktritt Reys markiert das Ende turbulenter Zeiten in der südfranzösischen Diözese. Der Grund: Rey hatte in seiner rund 23-jährigen Amtszeit eine Vielzahl von Orden und geistlichen Gemeinschaften aus dem charismatischen und traditionalistischen Spektrum angesiedelt. Die Internetseite der Diözese zählt heute über 50 Gruppen auf. Mehrere der Gemeinschaften sind laut Medienberichten inzwischen ins kirchenrechtliche Zwielicht gerückt, meist in Zusammenhang mit sektiererischen Praktiken, geistlichem oder sexuellem Machtmissbrauch durch Gründergestalten oder andere ihrer Geistlichen.

Rey selbst soll vor allem nicht immer die notwendige Sorgfalt bei der Zulassung von Weihekandidaten gezeigt haben. Nach einigen Ermahnungen untersagte Rom dem Bischof 2022 die Weihe von vier Priestern und sechs Diakonen. 2022 und 2023 wurde die Amtsführung Reys seitens des Vatikans untersucht. Im November 2023 wurde Rey schließlich Bischof François Touvet als Koadjutor zur Seite gestellt, der einige Kompetenzen des Diözesanbischofs übernahm. Nun übernimmt Touvet vollumfänglich die Leitung des französischen Bistums.

Koadjutor und Bischofskoadjutor

Der Begriff "Koadjutor" kommt vom lateinischen "coadiutor" und bedeutet "Mitgehilfe". In der katholischen Kirche vertritt der Koadjutor den eigentlichen Stelleninhaber, wenn dieser zur Erfüllung seiner Aufgaben z.B. durch Krankheit verhindert ist. Zudem regelt das Kirchenrecht eine mögliche Nachfolge eines Bischofs durch seinen Koadjutor: "Bei Vakanz des bischöflichen Stuhls wird der Bischofskoadjutor sofort Bischof der Diözese, für die er bestellt worden war, sofern er rechtmäßig Besitz ergriffen hat.", Can. 409 § 1. (duden.de/CIC)

Gesetzbuch des katholischen Kirchenrechts / © Harald Oppitz (KNA)
Gesetzbuch des katholischen Kirchenrechts / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
KNA