Papst ruft an Weihnachten zu dauerhaften Friedenslösungen auf

In Gedanken beim Donnern der Waffen

Mit einem eindringlichen Appell für "menschliche, gerechte und dauerhaften Friedenslösungen" in den Krisengebieten der Welt hat sich Papst Benedikt XVI. an Weihnachten an die Öffentlichkeit gewandt. "An diesem Tag des Friedens gehen die Gedanken vor allem dorthin, wo das Donnern der Waffen dröhnt", sagte das Kirchenoberhaupt vor seinem Segen "Urbi et orbi" (der Stadt und dem Erdkreis) auf dem Petersplatz.

Autor/in:
Johannes Schidelko
 (DR)

Seine dann folgende Liste der Staaten war so lang wie seit Jahren nicht mehr: Darfur, Somalia, Kongo, Eritrea, Äthiopien sowie der ganze Nahe Osten mit Irak und Iran, Libanon und dem Heiligen Land, dann Afghanistan, Pakistan, Sri Lanka, die Balkanregion - und die vielen anderen oft vergessenen Konflikte.

Zehntausende Menschen waren am Dienstagmittag bei strahlendem Sonnenschein und milden Temperaturen zum Weihnachtssegen des Papstes auf den Petersplatz gekommen. Schon zur Mitternachtsmette war der Petersdom überfüllt, Tausende Menschen mussten die Zeremonie auf dem Platz über große Bildschirme verfolgen - im Schein des Weihnachtsbaums aus Südtirol und der großen Krippe.

Die Krippe selbst wurde dann doch nicht zur Sensation, wie im Vorfeld vermutet. Als vor zwei Wochen durchsickerte, der Vatikan stelle die Geburt Christi diesmal nicht im Stall von Bethlehem, sondern im Haus von Nazareth dar, ahnten manche eine exegetische Überraschung. Aber einige optische Kunstgriffe rückten die Geburtsszene doch stärker in den Mittelpunkt und ließen das Ambiente - die Schreinerwerkstatt des Josef - in einem undeutlichen Hintergrund verschwinden. Und die Geburt Jesu fand natürlich in Bethlehem statt.

"Dieses Weihnachten möge wirklich für alle ein Tag der Freude, der Hoffnung und des Friedens sein", sagte Benedikt XVI. in seiner Festbotschaft. Neben Opfern von Krieg, Krisen und Katastrophen, von ethnischen, religiösen und politischen Spannungen bezog er ausdrücklich die vielen Benachteiligten ein: Kinder, Frauen, Alte, aber auch Menschen, die sich nach einem sicheren Auskommen, Gesundheit, Bildung und einer festen Beschäftigung sehnen. Der Papst verwies auch auf die "besorgniserregenden Umweltschäden" - ein Thema, das ihn in letzter Zeit auffallend häufig beschäftigt.

Im Mittelpunkt der Ansprachen stand für den Papst die christliche Botschaft, dass Frieden letztlich ein Geschenk Gottes ist. Er verband damit die Sorge, dass es für Gott in der Welt heute genauso wenig einen Platz gebe wie vor 2000 Jahren für die Heilige Familie in Bethlehem. Daher sein eindringlicher Aufruf: Die Menschen müssten gegenüber den Armen und Leidenden offen sei - und gegenüber Gott. Denn irgendwie warte die Menschheit auf Gott und auf seine Nähe.

Für Benedikt XVI. verlief das dritte Weihnachtsfest seines Pontifikats ohne Zwischenfälle. Anders als zu Weihnachten oder Ostern der vergangenen Jahre gab es im Vorfeld diesmal keine Terrorwarnungen. Die Ansprachen der Gottesdienste trugen deutlich die Handschrift des Pontifex. Wie sein Vorgänger Johannes Paul II. sprach er Weihnachtsgrüße in 63 Sprachen - erstmals auch im südamerikanischen Indio-Idiom Guarani, in Erinnerung an seine Brasilienreise vom vergangenen Frühjahr. Vom Versuch in seinem ersten Amtsjahr, die Liste der Grußansprachen auf die Hälfte zu reduzieren, ist Benedikt XVI. wieder abgerückt.

Auch in anderer Hinsicht unterstreicht der Papst die Verbindung zu seinen Vorgängern. Bei den prunkvollen Gewänder mit viel Gold und Edelsteinen, die Benedikt XVI. zu dem hohen liturgischen Fest trug, handelt es nicht um modische Neukreationen. Vielmehr benutzt er mit beabsichtigter Symbolik die alten Mitren und Messgewänder seiner Vorgänger. Zu Weihnachten waren es Paramente von Paul VI. (1963-78) und Johannes Paul II. (1978-2005). Und zum Weltfriedenstag am 1. Januar wird er die Gewänder des Friedenspapstes Benedikt XV. (1914-22) benutzen.