Papst schreibt Brief zu Reformdebatte in deutscher Kirche

 (DR)

Papst Franziskus hat sich persönlich in die Reformdebatte der katholischen Kirche in Deutschland eingeschaltet. In einem Brief lobt er das Engagement und die Reformanstrengungen der deutschen Katholiken. Zugleich mahnt Franziskus die Einheit mit der Weltkirche an. Leitkriterium der Erneuerung müsse die Evangelisierung sein.

In dem 28-seitigen Schreiben "an das pilgernde Volk Gottes in Deutschland" macht der Papst Mut zum geplanten synodalen Prozess. Die Katholiken dürften sich durch den zunehmenden Verfall des Glaubens auch in traditionell katholischen Gebieten nicht entmutigen lassen. Franziskus warnt jedoch davor, die Kirche als Organisation zu verstehen, die man allein über Strukturdebatten, eine bessere Verwaltung und einen perfekten Apparat verändern könnte. In dem Text äußert sich das Kirchenoberhaupt nicht zu konkreten Streitfragen, etwa der Priesterweihe für verheiratete Männer. Nicht eine Anpassung an den Zeitgeist, Umfragen und Medien dürften den Reformprozess bestimmen, betont Franziskus. Auch sei der Versuch nicht zielführend, zu alten Gewohnheiten zurückzufinden, die in anderen Zeiten einen Sinn ergeben hätten.

Notwendig sei, "einen gemeinsamen Weg unter der Führung des Heiligen Geistes" zu beschreiten. "Evangelisieren bildet die eigentliche und wesentliche Sendung der Kirche", fügt der Papst hinzu. Er ermuntert die Katholiken zu großer Offenheit gegenüber Nichtglaubenden und Menschen an den Rändern der Gesellschaft.

Sie sollten "sich öffnen und hinausgehen, um unseren Brüdern und Schwestern zu begegnen, besonders jenen, die an den Schwellen unserer Kirchentüren, auf den Straßen, in den Gefängnissen, in den Krankenhäusern, auf den Plätzen und in den Städten zu finden sind". Mit Blick auf das Verhältnis der Kirche in Deutschland zur Gesamtkirche und den von den deutschen Bischöfen eingeleiteten "verbindlichen synodalen Weg" unterstreicht der Papst, Teilkirchen und Weltkirche lebten voneinander und seien aufeinander angewiesen. Das bedeute nicht, dass man nicht voranschreiten, ändern oder debattieren könnte. Wichtig sei aber die Perspektive, Teil eines Ganzen zu sein und die Einheit zu wahren. (KNA, 30.6.2019)