Papst startet Asien-Reise

Einsatz für Frieden

Papst Franziskus wird an diesem Montag zu einer einwöchigen Reise nach Sri Lanka und auf die Philippinen aufbrechen. In Sri Lanka will sich das Kirchenoberhaupt für den Frieden einsetzen, da fünf Jahre nach dem Ende des Bürgerkriegs zwischen tamilischen Rebellen und Regierungstruppen Spannungen anhalten.

Papst-Reise startet  (dpa)
Papst-Reise startet / ( dpa )

Auf den Philippinen erwartet eine große katholische Bevölkerungsmehrheit den Papst. Im buddhistisch geprägten Sri Lanka gibt es dagegen nur wenige Katholiken - dennoch sieht der Vatikan für sie in einer Schlüsselrolle im Friedensprozess. In beide Länder reist das Kirchenoberhaupt mit einer Botschaft des Friedens und des Trostes - über alle Glaubensgrenzen hinweg. Am Dienstag wird er in Sri Lanka erwartet, am Donnerstag reist er auf die Philippinen weiter.

Auch wenn die Katholiken im mehrheitlich buddhistischen Sri Lanka nur etwa sechs Prozent der 21,5 Millionen Einwohner ausmachen - und die Christen insgesamt acht Prozent -, spielen sie nach Ansicht des Vatikans eine besondere Rolle im Ringen um eine Aussöhnung nach dem langjährigen Bürgerkrieg zwischen Regierungstruppen und tamilischen Rebellen.

Auch fünf Jahre nach dem Ende des blutigen Konflikts sind die Gräben zwischen der singhalesischen Bevölkerungsmehrheit und den Tamilen tief, die Versöhnung ist ein Hauptanliegen des Papstbesuchs.

Papst will Versöhnung

"Der Kirche kommt dort eine besondere Bedeutung zu, denn Katholiken finden sich auf beiden Seiten der Front", erklärte Vatikansprecher Federico Lombardi. Papst Franziskus reist mit Friedensappellen im Gepäck. In Sri Lanka wird er zudem den indischen Missionar Joseph Vaz (1651-1711) heiligsprechen.

Der Papst kommt nur wenige Tage nach der Präsidentenwahl vom 8. Januar nach Sri Lanka, die überraschend einen Machtwechsel brachte. Der bisherige Staatschef Mahinda Rajapakse verfehlte nach knapp zehn Jahren im Amt die Wiederwahl. An seinen Nachfolger Maithripala Sirisena richten sich große Hoffnungen, die Menschenrechtslage zu verbessern und die Korruption zu bekämpfen. Dabei hatten Kritiker moniert, der angekündigte Papstbesuch so kurz nach der Wahl werde wohl dem Amtsinhaber Vorteile verschaffen.

Viele der 1,2 Millionen Katholiken dort wollen dabei sein, wenn er den Missionar Joseph Vaz heiligspricht. Im Park Galle Face Green wurde direkt am Meer eigens eine bunte Bühne aufgebaut. Die Begrüßung des Pontifex wird eine der ersten Amtshandlungen von Maithripala Sirisena, der bei der Wahl am Freitag überraschend den langjährigen Amtsinhaber Mahinda Rajapaksa besiegte.

Trost für Taifun-Opfer

In der philippinischen Hauptstadt Manila sind schon Strommasten und Straßenlaternen mit Fahnen geschmückt, Straßenkehrer putzen Bürgersteige und Parkanlagen heraus. Hotels und Restaurants haben eigene Willkommensplakate vor die Tür gehängt. Für die große Abschlussmesse in Rizal-Park am 18. Januar wurden extra ein Altar und ein Papststuhl mit philippinischen Motiven gebaut.

Auf den Philippinen, wo 80 Prozent der rund 100 Millionen Einwohner katholisch sind, will das Oberhaupt der katholischen Kirche den 15 Millionen Opfern des Taifuns "Haiyan" Trost spenden. In der Ende 2013 besonders stark verwüsteten Stadt Tacloban feiert Franziskus eine Messe. Anschließend will der Papst mit Überlebenden und Angehörigen von Opfern zu Mittag essen. Weitere Schwerpunkte des Besuchs in dem am stärksten christlich geprägten Land Asiens sind die Themen Armut und Migration.

Vom Wirtschaftswachstum profitieren die Bedürftigen auf den Philippinen kaum. Vor seinem Amtsantritt Mitte 2010 hatte Präsident Benigno Aquino zwar der Armut, der Korruption und der Gewalt gegen politische Aktivisten und Journalisten den Kampf angesagt. Menschenrechtler aber kritisieren, dass es keine wesentlichen Fortschritte gegeben habe.

Mächtige Kirche

Die Kirche des Landes gilt als mächtig und einflussreich und ist bekannt dafür, sich in das politische und gesellschaftliche Geschehen einzumischen. So waren Geistliche unter anderem an den Massenprotesten beteiligt, die 1986 zum Sturz von Diktator Ferdinand Marcos führten.

In den vergangenen Jahren machte die katholische Kirche Schlagzeilen, weil sie massiven Widerstand gegen ein Verhütungsgesetz leistete, das im April 2014 aber vom Obersten Gericht bestätigt wurde. Neben Sexualkunde an Schulen und einer mehr Unterstützung für Schwangere aus armen Familien sieht es auch die Vergabe von Verhütungsmitteln in staatlichen Gesundheitszentren vor.

Eine halbe Million Gläubige erwartet

Die Philippiner haben bereits ihre Vorfreude auf den Papstbesuch bekundet, zur Abschlussmesse am Sonntag werden rund 500.000 Gläubige erwartet. Besondere Erwartungen haben die Opfer politischer Gewalt: Sie hoffen, dass der Papst von ihren Schicksalen erfährt und sie bei ihrem Streben nach Gerechtigkeit unterstützt.

Trotzdem erwartet Papst Franziskus bei seinem Besuch der Philippinen vom 15. bis 19. Januar ein schwieriges Terrain. Die nationale Bischofskonferenz und Staatspräsident Benigno Aquino sind sich nicht wirklich grün. Das Kirchenvolk strömt zwar weiter in die Gottesdienste, aber den katholischen Lehren gehorcht es nicht mehr nur widerspruchslos.

Entscheidende Rolle bei Volksaufstand

Das war vor knapp 30 Jahren noch anders. 1986 spielte die Kirche beim Volksaufstand gegen Diktator Ferdinand Marcos eine entscheidende Rolle. In den Jahren danach passte kein Blatt zwischen Präsidentin Cory Aquino, Volk und Bischöfe. Doch die Erinnerung an den historischen Verdienst verblasst. "Die junge Generation wächst mit Tablets und sozialen Internet-Netzwerken auf", sagt der seit Jahrzehnten in Manila lebende deutsche Steyler Missionar und Professor für Publizistik Franz-Josef Eilers. "Sie lebt in einer neuen, eigenen Welt, die den meisten Eltern und Religionslehrern fremd ist, und lässt sich nicht mehr alles kritiklos vorschreiben."


Die erste Asienreise  (dpa)
Die erste Asienreise / ( dpa )
Quelle:
epd , dpa , KNA