Vatikansprecher Federico Lombardi teilte am Donnerstag mit, Papst Franziskus habe Ishak für ihr unerschütterliches Glaubenszeugnis gedankt. Die Atmosphäre des Treffens im vatikanischen Gästehaus Santa Marta, an dem auch ihr im Rollstuhl sitzender Mann Daniel Wani teilnahm, beschrieb Lombardi als "sehr heiter und warmherzig".
Ibrahim habe dem Papst für sein Gebet und die Unterstützung der Kirche gedankt. Der Vatikansprecher nannte die Begegnung ein "Zeichen der Solidarität mit denjenigen, die wegen ihres Glaubens leiden". Dies gehe über den Fall der Sudanesin hinaus.
Am Donnerstagvormittag war die sudanesische Christin mit Mann und zwei Kindern überraschend in Rom eingetroffen. Es war eine Befreiung - nach Todesurteil und monatelanger Angst.
Der stellvertretende italienische Außenminister Lapo Pistelli begleitete sie auf dem Flug. Er strahlt auf dem Foto, zusammen mit Ibrahims Sohn, und schrieb: "Mission erfüllt". Nach der Aufhebung des Todesurteils hatte sich Ibrahim in die US-Botschaft in sudanesischen Botschaft geflüchtet, ihre Ausreise erlaubten die Behörden aber zunächst nicht.
Geburt in Ketten
Ibrahim war im Mai wegen Abfalls vom islamischen Glauben verurteilt worden. Ihre Tochter gebar sie im Gefängnis, in Ketten. Das Todesurteil erging nach dem islamischen Scharia-Gesetz. Demnach sollte die junge Mutter, die erneut hochschwanger war, gehenkt werden. Sie ist Christin wie ihre Mutter. Ihr Vater ist Muslim, hatte die Familie aber verlassen. So wuchs sie bei ihrer aus Äthiopien stammenden Mutter und mit deren Glauben auf. 2013 wurde sie verhaftet, ein Verwandter hatte sie angezeigt. Die richterliche Aufforderung, zum Islam zurückzukehren, wies die junge Frau Berichten zufolge "mit ruhiger Stimme" zurück.
Die Geburt ihrer Tochter Maya Ende Mai schien wenigstens einen Aufschub zu gewähren, denn laut Amnesty sieht das sudanesische Strafgesetzbuch vor, dass eine zum Tode verurteilte Mutter ihr Neugeborenes zwei Jahre lang stillen und versorgen kann, ehe das Urteil vollstreckt wird. Auch ihr Sohn Martin war bei ihr in der Zelle. Der Anwalt legte Berufung ein, während das Todesurteil weltweit einen Proteststurm auslöste.
Deutschland forderte die sudanesische Regierung zusammen mit den Niederlanden, Großbritannien und den USA auf, ihre internationalen Verpflichtungen zur Achtung der Menschenrechte einzuhalten. Die britische Regierung nannte das Urteil barbarisch. Spitzenvertreter der evangelischen und der katholischen Kirche in Deutschland pochten auf die Religionsfreiheit. Amnesty startete eine Kampagne für Ibrahim. Binnen weniger Tage unterzeichneten mehr als 650.000 Menschen eine Petition für die Aufhebung des Todesurteils. Am Ende scheint der geballte internationale Druck Wirkung gezeigt zu haben.
Schwerste Menschenrechtsverletzungen
Im Sudan ist der Islam Staatsreligion, die Verfassung gebietet jedoch die Achtung anderer Religionen. Sudans Präsident Omar Hassan al-Baschir steht jedoch wegen schwerster Menschenrechtsverletzungen in der Kritik. Der Internationale Strafgerichtshof erließ gegen ihn Haftbefehl wegen Völkermord in Darfur. Hinter den Kulissen wird ein Machtkampf in der sudanesischen Führung zwischen Hardlinern und Reformern vermutet.
Ein Berufungsgericht sprach Ibrahim Ende Juni schließlich frei, aber die Behörden machten ihr weiter Schwierigkeiten, nahmen sie wegen angeblicher Passfälschung fest und hinderten sie an der Ausreise. Ende Juni fand sie fand Zuflucht in der US-Botschaft in der sudanesischen Hauptstadt Khartum. Ihr Ziel ist auch die Weiterreise in die Vereinigten Staaten. Ihr Mann Daniel Wani, ein Christ aus dem Südsudan, besitzt die US-Staatsbürgerschaft.