Papst über Pädophilie-Fälle: "Ein großes Leid für die Kirche"

Im Wortlaut

In beispielloser Deutlichkeit hat Papst Benedikt XVI.
unmittelbar vor Beginn seiner sechstägigen Pastoralreise in den USA zu den innerkirchlichen Missbrauchsskandalen Stellung genommen. Auf dem Flug von Rom nach Washington am Dienstag äußerte er sich vor mitreisenden Journalisten zu der Krise, die die katholische Kirche in den USA in den vergangenen Jahren erschütterte. Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) dokumentiert die Antwort des Papstes in einer eigenen Übersetzung

 (DR)

Es ist ein großes Leid für die Kirche der Vereinigten Staaten, für die gesamte Kirche und für mich persönlich, dass so etwas passieren konnte. Wenn ich die Geschichte dieser Ereignisse lese, ist es schwierig für mich zu verstehen, wie es für Priester möglich war, derart ihren Auftrag zu verfehlen, diesen Kindern Heilung und Gottes Liebe zu schenken. Ich bin beschämt, und wir werden alles Erdenkliche tun, damit so etwas sich nicht wiederholt. Ich denke, dass wir auf drei Ebenen handeln müssen.

Die erste ist die rechtliche und politische Ebene. Ich werde jetzt nicht über Homosexualität sprechen. Das ist ein anderes Thema. Wir werden Pädophile vollständig vom Priesteramt ausschließen; das ist absolut unvereinbar. Wer sich wirklich der Pädophilie schuldig gemacht hat, kann kein Priester sein. Wir können also auf dieser ersten Ebene Gerechtigkeit üben und den Opfern helfen, weil diese tief getroffen sind. Das sind die zwei Seiten der Gerechtigkeit: Erstens, dass Pädophile keine Priester sein können. Zweitens, den Opfern in jeder möglichen Weise zu helfen.

Daneben gibt es die pastorale Ebene. Die Opfer brauchen Heilung, Hilfe, Unterstützung und Versöhnung. Das ist eine große seelsorgerische Verpflichtung. Ich weiß, dass die Bischöfe, Priester und alle Katholiken in den Vereinigten Staaten alles Erdenkliche tun werden, um zu helfen, zu unterstützen, zu heilen.

Wir haben die Seminare visitiert und werden alles, was möglich ist, in der Unterweisung der Seminaristen tun für eine tiefe spirituelle, menschliche und geistige Ausbildung. Nur in sich gefestigte Menschen können zum Priesteramt zugelassen werden, und nur Menschen mit einer tiefen Verbindung zu Christus und einem tiefen sakramentalen Leben. Ich weiß, dass die Bischöfe und Seminardirektoren alles für eine sehr strikte Unterscheidung tun werden; denn es ist wichtiger, gute Priester als viele Priester zu haben. Das ist unsere dritte Ebene.
Wir hoffen, dass wir alles Erdenkliche tun, getan haben und künftig tun werden, um diese Wunden zu heilen.