Papst und Vatikan stehen 2009 vor großem Arbeitsprogramm

Drei Reisen, zwei Enzykliken und eine Synode

Papst Benedikt XVI. schont sich trotz seiner fast 82 Jahre nicht. Im vergangenen Jahr erledigte er ein schier unglaubliches Arbeitspensum: Das Kirchenoberhaupt unternahm unter anderem drei Auslands- und vier Italienreisen, feierte 53 große Messen, gab 42 Generalaudienzen, empfing 19 Staats- und Regierungschefs, begrüßte 37 neue Botschafter und nahm an der dreiwöchigen Weltbischofssynode über die Bibel teil. 2009 dürfte sein Arbeitsprogramm ähnlich umfangreich sein.

Autor/in:
Johannes Schidelko
 (DR)

Drei Auslandsreisen sind für das kommende Jahr ins Auge gefasst. Bestätigt ist bislang nur der Afrika-Besuch, vermutlich vom 17. bis 23. März. In Kamerun wird der Papst dabei das Arbeitspapier der zweiten Afrika-Synode veröffentlichen, die vom 4. bis 25. Oktober im Vatikan tagt. Von Kameruns Hauptstadt Yaounde aus begibt er sich nach Angola zu den 500-Jahrfeiern der Evangelisierung des Landes.

Zudem gibt es das «Projekt» einer Heilig-Land-Reise. Benedikt XVI. möchte möglichst bald die Heimat Jesu besuchen. Nach ersten Überlegungen könnte der Besuch im Mai stattfinden. Das Projekt sei auch mit dem jüngsten Gewaltausbruch in Gaza nicht ad acta gelegt, sagte ein Vatikansprecher zu Gerüchten um eine Absage. Es stehe weiterhin auf der Vatikan-Agenda.

Wenn diese Reise stattfindet - derzeit ist der 8. bis 15. Mai im Gespräch, denkbar ist aber auch der Herbst - dürfte Benedikt XVI.
zunächst nach Jordanien starten. Dort würde er voraussichtlich, wie schon sein Vorgänger Johannes Paul II. im Jahr 2000, eine Messe feiern, den Moses-Berg Nebo besuchen und mit Muslimen zusammentreffen.

Danach stünden Jerusalem, Nazareth und vermutlich der See Genezareth auf dem Programm, ebenso wie ein Treffen mit Israels Ministerpräsident Schimon Peres. Höhepunkt wäre ein Besuch in der Grabeskirche. Unterbrochen würde die Israel-Etappe des Papstes wohl mit einem Besuch in Jesu Geburtsstadt Bethlehem, zu dem ihn Palästinenserpräsident Mahmud Abbas eingeladen hat. Bislang hat Benedikt XVI. diese Heili-Land-Reise noch nicht angekündigt - bis dahin bleibt sie ein «Projekt».

Eine kleinere Reise soll den Papst schließlich im Herbst in ein mitteleuropäisches Land führen. Als mögliche Ziele wurden die Slowakei, Rumänien und die Tschechische Republik genannt. Von einem Besuch in Berlin, über den lange spekuliert wurde, ist derzeit für 2009 nicht mehr die Rede.

Ebenfalls drei Mal will Benedikt XVI. im kommenden Jahr Reisen in Italien unternehmen. 65 Jahre nach der «Vielvölkerschlacht» um Montecassino besucht er am 24. Mai das große Benediktiner-Kloster und das Grab des Europa-Patrons Benedikt. Am 21. Juni erweist er einem anderen großen italienischen Heiligen die Ehre: Im apulischen San Giovanni di Rotondo besucht er Grab und Wirkungsstätte von Pater Pio. Die kürzeste Reise führt Benedikt XVI. am 6. September in die nördlich von Rom gelegene frühere Papststadt Viterbo, wo 1268 unter dramatischen Umständen das längste Konklave der Kirchengeschichte stattfand.

Zu den Großereignissen in Rom zählen am 29. Juni der Abschluss des internationalen Paulus-Jahres und im Herbst die zweite Afrika-Synode. Auch erwarten Beobachter für den Spätherbst, vielleicht aber auch früher, ein Konsistorium zur Ernennung neuer Kardinäle. Dann dürfte auch der Münchner Erzbischof Reinhard Marx den Purpur erhalten.

In den kommenden Monaten dürfte Benedikt XVI. zudem eine Sozial-Enzyklika zur Globalisierung veröffentlichen, die er aufgrund der jüngsten Wirtschaftskrise nochmals aufschnüren musste. Auch ist wohl noch ein Lehrschreiben zum Thema «Glauben» zu erwarten. Und demnächst soll der zweite Band des Jesus-Buches von Joseph Ratzinger/Benedikt XVI. erscheinen.

In der römischen Kurie dürften auch 2009 der interreligiöse Kontakt, vor allem zum Judentum und zum Islam, die Ökumene und die große Diplomatie zentrale Rollen spielen. Man wird weiter den Kontakt zur Volksrepublik China suchen und weiter für eine gerechte Friedenslösung in Nahost eintreten, die auch den Belangen der Christen vor Ort Rechnung trägt. Nicht zuletzt wird der Heilige Stuhl in Europa für den Erhalt christlicher Grundwerte eintreten.