Papst verurteilt Profitdenken in medizinischer Forschung

Warnung vor falschen Prioritäten

Papst Franziskus hat einseitige Gewinnorientierung in der medizinischen Forschung verurteilt. Bei einer Tagung über regenerative Medizin im Vatikan wandte er sich gegen den Vorrang eines "Mechanismus des Profits" vor dem Wert des menschlichen Lebens.

Joe Biden und der Papst / © Maurizio Brambatti (dpa)
Joe Biden und der Papst / © Maurizio Brambatti ( dpa )

"Niemand darf gleichgültig bleiben gegenüber den Hilferufen des Nächsten, auch wenn er von einer seltenen Krankheit betroffen ist", sagte Franziskus. Solche Patienten würden benachteiligt, "weil Investitionen zu ihren Gunsten keinen substanziellen wirtschaftlichen Ertrag versprechen", kritisierte er. Man müsse sich gegen eine "Wirtschaft des Ausschlusses und der Ungleichheit stellen", betonte Franziskus. An der Konferenz nahm als Gastredner auch US-Vizepräsident Joe Biden teil.

Menschliches Mitgefühl müsse "universal sein, unabhängig vom religiösen Bekenntnis, der sozialen Schicht oder dem kulturellen Kontext". Zugleich mahnte der Papst ethische Maßstäbe in der Forschung an. Ziel sei "der Schutz des Lebens und der Würde der menschlichen Person".

Die am Donnerstag eröffnete dreitägige internationale Konferenz befasst sich unter anderem mit dem möglichen Einsatz adulter Stammzellen und anderer Zelltherapien in der Heilung von Krebs, Diabetes und anderen Krankheiten. Veranstaltet wird die Expertentagung vom Päpstlichen Kulturrat.

Biden: "Ungeheure Möglichkeiten"

US-Vizepräsident Biden sagte, in Reichweite der Forschung lägen "ungeheure Möglichkeiten". Dabei dürfe sie nicht die Menschen vergessen, die hinter all dem stünden - "Männer, Frauen oder Kinder, die leiden und die von der Hoffnung auf eine Therapie aufrecht gehalten werden".

Biden, der selbst Katholik ist, setzt sich für die Krebsforschung ein. Sein Sohn Beau war vergangenen Mai im Alter von 46 Jahren einem Gehirntumor erlegen. Biden dankte dem Papst "für die Zeit, die Sie mit unserer Familie in Philadelphia verbracht haben, um uns über unseren Verlust zu trösten". Franziskus war Biden anlässlich seiner USA-Reise im September begegnet.

Der US-Vizepräsident war am frühen Morgen in Rom eingetroffen, nachdem er einen Überraschungsbesuch in Bagdad absolviert hatte. "Als ich den sunnitischen und kurdischen Führern sagte, dass ich in den Vatikan gehe, wollten sie alle mit dem Papst sprechen", scherzte er.


Quelle:
KNA