"Es bringt keinen Nutzen, angesichts der Übel oder Probleme der Kirche die Lösungen im Konservatismus oder Fundamentalismus zu suchen, in der Restauration von Verhalten und Formen, die nicht einmal mehr kulturelle Bedeutung haben", sagte Franziskus.
Franziskus warnte davor, in die Defensive zu gehen
Die christliche Lehre sei kein geschlossenes System, das keine Fragen oder Zweifel zulasse; "sie ist lebendig, sie kann beunruhigen, anregen". Der Papst warnte die Kirche, in eine Defensive zu verfallen aus Angst, etwas zu verlieren. Er wiederholte seine bekannte Äußerung, eine zerbeulte und verletzte Kirche, die auf die Straßen gehe, sei ihm lieber als eine Kirche, die sich verschließt und dadurch krank werde.
Als die Säulen der kirchlichen Zukunft bezeichnete Franziskus Demut, Verzicht auf Eigeninteressen und das Streben nach Seligkeit. All diese Eigenschaften habe Jesus seiner Kirche vorgelebt. Sie bedeuten nach den Worten des Papstes vor allem, sich im Dienst an den Nächsten, besonders den Armen, zu erniedrigen und nicht auf die falsche Sicherheit überkommener Strukturen zu vertrauen. "Unsere Pflicht ist es, dafür zu arbeiten, aus dieser Welt einen besseren Ort zu machen, und zu kämpfen."
Papst rief Kirche in Italien zum gesellschaftlichen Dialog auf
Ausdrücklich sprach Franziskus von der "Option für die Armen", ein Begriff aus der lateinamerikanischen Befreiungstheologie. "Unser Glaube ist revolutionär aus einem Impuls, der vom Heiligen Geist kommt." Nächstenliebe und Gebet seien der Schlüssel für den christlichen Humanismus.
Die Kirche in Italien rief der Papst zum Dialog mit allen gesellschaftlichen Kräften auf. "Dialog heißt nicht verhandeln", sagte er. Vielmehr müsse die Kirche zielorientiert und zum Besten der Gesellschaft mit Politik, Wirtschaft, Technologie und Medien zusammenarbeiten. "Die Nation ist kein Museum, sondern ein gemeinsames Werk, an dem ständig gearbeitet werden muss, in dem die trennenden Dinge miteinander in Einklang gebracht werden müssen, einschließlich der politischen und religiösen Fragen", so Franziskus.
Der 5. Nationale Konvent der italienischen Kirche tagt vom 9. bis 13, November 2015 in Florenz zum Thema "In Jesus Christus einen neuen Humanismus".