Die Kirche müsse sich vor denjenigen hüten, "die immer behaupten, dass alles verloren ist, dass es die Werte der Vergangenheit nicht mehr gibt und dass wir nicht wissen, wo wir enden werden", mahnte Franziskus bei einem Treffen mit mehr als 1.000 katholischen Geistlichen, Ordensleuten und Katecheten in der Basilika Sankt Stephan in Budapest. Die katholische Kirche in Ungarn gilt wie auch in anderen osteuropäischen Ländern als überwiegend konservativ.
Hüten sollten sich die Kirchenleute aber auch vor einer allzu leichtfertigen Anpassung an die veränderte Zeit und Welt, führte Franziskus weiter aus und warnte nachdrücklich und mehrfach vor einer "Verweltlichung" der Kirche. Trotzdem müssten sie Sorge für die Gegenwart tragen und Gott auch in einer säkularen und herausfordernden Umgebung wahrnehmen.
Keine "Kampfhaltung" einnehmen
Franziskus appellierte an die Bischöfe, Priester und Ordensleute, dabei nicht zu verhärten oder sich zu verschließen und auch keine "Kampfhaltung" einzunehmen. Stattdessen sollten Christen diese Gegebenheiten als Chance begreifen, um nach neuen Wegen, Mitteln und Ausdrucksformen zu suchen. Auch wenn dies etwa durch die hohe Arbeitsbelastung von Priestern nicht einfach sei, lenkte Franziskus ein. Wie in anderen europäischen Ländern nimmt der Priestermangel auch in Ungarn zu, der Klerus ist überaltert.
Generell sei es notwendig, die Seelsorge zu erneuern - synodal, mit allen zusammen, so der Papst. Man dürfe sich nicht damit begnügen, die Vergangenheit zu wiederholen oder aus Angst die Pfarrei in einem Gebiet nicht umzugestalten. Die Weitergabe des Glaubens habe Priorität in aktiver Zusammenarbeit zwischen Priestern, Katecheten, pastoralen Mitarbeitern und Lehrern. Dafür müssten innerkirchliche Spaltungen und Polarisierungen überwunden werden. Nicht Strenge, sondern Gemeinschaft, Nähe und Barmherzigkeit seien der richtige Weg, so der Papst.