Papst warnt vor einer kulturellen Homogenisierung

Große Ansprache an die Völker Lateinamerikas

Papst Franziskus hat die Völker Lateinamerikas zu Stolz auf ihre kulturelle und soziale Vielfalt aufgerufen. Indigene, Afroamerikaner, Mestizen, Campesinos oder Bewohner der Vorstädte dürften sich ihren größten Reichtum nicht nehmen lassen.

Papst Franziskus  / © Andrew Medichini (dpa)
Papst Franziskus / © Andrew Medichini ( dpa )

Der aus Buenos Aires stammende Papst Franziskus sagte das am Dienstag im Petersdom bei einer Messe zu Ehren der "Virgen de Guadalupe", der Schutzpatronin Lateinamerikas. Es gelte einer "ideologischen Kolonialisierung" Widerstand zu leisten.

Franziskus warnte in seinem auf Spanisch gehaltenen Gottesdienst vor Versuchen einer kulturellen Homogenisierung. Wenn sich die Lateinamerikaner "unter attraktiven Slogans" eine einheitliche Weise des Denkens, Empfindens und Lebens auferlegen ließen, machten sie das Erbe ihrer Vorfahren steril und brächten vor allem die junge Generation um ein Zugehörigkeitsgefühl.

Appell auch an die Kirche

Auch die Kirche Lateinamerikas müsse ein Gesicht von Mestizen, Indigenen und Kleinbauern ebenso wie das Gesicht von Armen, Arbeitslosen, Kindern und Alten tragen, so der Papst. Niemand dürfe sich beschämt oder wertlos fühlen. Er erinnerte dabei auch an die Ureinwohner und Afroamerikaner, die "vielfach nicht mit Würde und Gleichheit behandelt" würden, an benachteiligte Frauen, junge Menschen ohne angemessene Bildungs- und Zukunftschancen, Vertriebene, Landlose und minderjährige Opfer von Sextourismus.

Franziskus beklagte bei ihnen das Gefühl einer "Sterilität", die das Leben lähme. Diese Sterilität könne "viele Namen und Formen annehmen, jedes Mal, wenn ein Mensch in seinem Fleisch die Scham empfindet, sich stigmatisiert zu sehen oder wertlos zu fühlen". Der "Traum Gottes" sei niemals, seine Kinder zu stigmatisieren oder mit Scham zu erfüllen, so der Papst.

Südamerika-Reise 2018

Im Januar reist Franziskus nach Chile und Peru. Dort stehen auch mehrere Begegnungen mit Indigenen auf dem Programm. Die Verehrung der Jungfrau von Guadalupe geht auf Marienerscheinungen im 16. Jahrhundert in Mexiko zurück. Johannes Pauls II. (1978-2005) ernannte sie zur Schutzheiligen Süd- und Nordamerikas und führte den 12. Dezember als allgemeinen katholischen Gedenktag ein. Die Basilika Santa Maria de Guadalupe in Mexiko-Stadt, die das Gnadenbild der Muttergottes bewahrt, gilt als größter katholischer Pilgerort weltweit.


Quelle:
KNA