Papst Franziskus hat Priestern und Ordensleuten in Bangladesch für ihren Dienst gedankt und ihnen drei Ratschläge für ihr Leben mitgegeben. Anstelle der vorgesehenen Rede sprach er am Samstagmorgen in Dhaka frei und erntete mehrfach Applaus. Zum einen sollten Geistliche und Ordensleute sich selbst und andere Menschen wie eine von Gott gesäte Pflanze verstehen und entsprechend sorgsam, ja "zärtlich wässern und behandeln".
Die vorbereitete Rede sei acht Seiten lang, begann der Papst am letzten Tag seines Besuches in Bangladesch. "Aber ich will euch nicht langweilen", sagte er unter Gelächter. Das Manuskript lasse er übersetzen und kopieren.
Vom Säen und der Pflege der Pflanze
Mit dem Bild eines Menschen, der wie eine Pflanze von Gott gesät ist und gut gepflegt werden muss, warnte der Papst auch vor schlechten Samen bzw. Einflüssen für jeden Menschen. Es bedürfe einer sorgfältigen Unterscheidung und Überprüfung dessen, was im Einzelfall gut und was schlecht ist. Dieses Thema spricht der Papst in den vergangenen Monaten häufiger an.
Zudem warnte Franziskus erneut vor dem "Terrorismus von Geschwätz" und übler Rede; diese hätten schon viele Gemeinschaften zerstört. Schließlich bat er, auch in schwierigen Momenten die Freude des Christen zu bewahren. Sollte das im Extremfall unmöglich sein, so sollten sie doch friedlich und ernsthaft bleiben.
Besuch des "Mutter-Teresa-Hauses"
Am frühen Morgen hatte Franziskus das "Mutter-Teresa-Haus" im historischen Zentrum von Dhaka besucht. Dort begrüßten ihn Kinder und alte Menschen, die von Schwestern des Hauses unterstützt werden. Mutter Teresa (1910-1997) hatte diese Niederlassung ihres Ordens immer wieder besucht.
Nach dem Treffen mit Priestern und Ordensleuten neben der benachbarten Rosenkranzkirche betete der Papst auf dem Friedhof vor der Kirche. Sie ist heute Bischofskirche des Erzbistums Chittagong und geht zurück auf eine der ältesten Kirchen der Region. Diese wurde Ende des 16. Jahrhunderts von Portugiesen erbaut und dient heute als Seitenkapelle des Neubaus.
Auch andere Glaubensrichtungen im Blick
Zum Ende seiner Bangladesch-Reise ist Papst Franziskus am Samstag in Dhaka mit mehreren tausend jungen Leuten zusammengetroffen. In seiner Ansprache im katholischen Notre-Dame-College, das auch viele Nichtchristen besuchen, grüßte Franziskus auch alle Andersgläubigen: "Es freut mich, dass hier zusammen mit den Katholiken auch viele junge Freunde sind, die Muslime sind oder anderen Religionen angehören", sagte Franziskus auf dem Sportplatz der Universität vor laut Vatikanangaben rund 7.000 Zuhörern.
Fast 89 Prozent der Bevölkerung Bangladeschs gehören dem Islam an, der laut Verfassung Staatsreligion ist. Auch anderen Glaubensrichtungen ist demnach die Ausübung ihres Kults "in Frieden und Harmonie" zugesichert.
Franziskus lobte den Willen aller Anwesenden, unabhängig von religiösen Unterschieden ein "Klima der Harmonie zu fördern". Interreligiöser Dialog und gemeinsames Arbeiten für Frieden waren zentrale Themen der einwöchigen Papstreise nach Myanmar und Bangladesch. In beiden Ländern bilden Katholiken eine kleine Minderheit.
Der Besuch eine Ermutigung
In seiner Dankesrede sagte der Vorsitzende der Bischofskonferenz von Bangladesch, Kardinal Patrick D'Rozario, Papst Franziskus habe durch seinen Besuch alle ermutigt, sich weiter für ein friedliches und harmonisches Zusammenleben aller einzusetzen. Auch am Donnerstag in Rangun hatte Franziskus seinen Besuch in Myanmar mit einer Jugendbegegnung beendet. - Im Herbst 2018 findet im Vatikan eine Weltbischofssynode zum Thema Jugend statt.
Den Jugendlichen, von denen zwei zuvor kurz über ihre Glaubenserfahrungen berichtet hatten, dankte der Papst in Dhaka für ihr Engagement und ihren Mut. Dazu zitierte er den Nationaldichter Kazi Nazrul Islam (1899-1976). Zudem sagte Franziskus, es sei wichtig, auf Gott zu hören, seinen Willen zu erfüllen und "falschen Glücksversprechungen" und Egoismus zu widerstehen. Er mahnte ebenso zur Achtung älterer Menschen.
Jugend Großteil der Menschen in Bangladesch
"Die Weisheit Gottes macht uns offen für die anderen. Sie hilft uns, über unsere eigenen persönlichen Bequemlichkeiten und falschen Sicherheiten hinauszuschauen, die uns blind machen für die großen Ideale", so der Papst laut dem vorab verbreiteten Redetext.
Die Jugend macht einen Großteil der mehr als 160 Millionen Menschen in Bangladesch aus. Auch wenn Katholiken nur weniger als 0,5 Prozent der Bevölkerung stellen, besuchen laut der nationalen Bischofskonferenz mehr als 40.000 junge Leute verschiedenen Glaubens kirchliche Bildungseinrichtungen. An der Notre-Dame-Universität, die sich unabhängig vom Staat durch Studiengebühren finanziert, sind jährlich mehr als 3.000 Studenten eingeschrieben.
Franziskus wollte bei seinem Besuch der Universität auch den Grundstein zur Errichtung eines neuen Gebäudes segnen. Nach dem Jugendtreffen begab er sich für den Rückflug nach Italien zum Flughafen von Dhaka. In Rom wird er gegen 23.00 Uhr erwartet.