Es gebe "eine gesunde Verbindung zwischen Politik und Transzendenz, eine gesunde Koexistenz, die beide Bereiche unterscheidet", betonte der Papst.
Unterscheidung bedeute weder Vermischung noch Trennung. Der Mensch brauche "einen freien und für die Unendlichkeit offenen Raum, der nicht durch irdische Macht begrenzt ist". Gleichzeitig dürfe aber die Religion nicht "der Versuchung erliegen, sich in Macht zu verwandeln".
Gegen laizistische Ideen
Unmissverständlich wandte sich der Papst gegen laizistische Ideen, wonach die Religion aus dem öffentlichen Raum verbannt und zur bloßen Privatsache werden sollte. "Möge jeder und jede, die ihren Glauben rechtmäßig zum Ausdruck bringen möchten, immer und überall geschützt sein", so die Forderung des Papstes. Religionsfreiheit sei "kein abstraktes Konzept", sondern ein Recht.
In seiner Rede warb das Kirchenoberhaupt ferner für eine Weiterentwicklung des Dialogs zwischen den Religionen. Dieser Dialog, der auf institutioneller Ebene in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstand, sei "nicht mehr bloß eine Möglichkeit, sondern ein dringender und unersetzlicher Dienst an der Menschheit".
Die großen Weisheitslehren und Religionen seien dazu aufgerufen, "für alle Menschen das Bestehen eines gemeinsamen geistlichen und moralischen Erbes zu bezeugen, das auf zwei Eckpfeilern beruht: der Transzendenz und der Geschwisterlichkeit".
Viele Millionen Menschen kämen in den unterschiedlichsten Kulturen an unzähligen Kultorten zum Gebet zusammen, erklärte der Papst. Dieses Gebet sei "die verborgene Kraft, die die Welt in Bewegung hält." Eng damit verbunden sei die Geschwisterlichkeit. Niemand könne "wahre Verbundenheit mit dem Schöpfer bekennen, wenn er dessen Geschöpfe nicht liebt".
Werbung für Frieden in der Welt
Abermals warb der Papst mit eindringlichen Worten für Frieden in einer von Kriegen bedrohten Welt. Jeder militärische Konflikt könne heute einen Dominoeffekt auslösen und das gesamte System der internationalen Beziehungen ernsthaft gefährden. Er führte aus: "Wir, die wir an den Schöpfer aller glauben, müssen uns bei der Verbreitung des friedlichen Zusammenlebens besonders hervortun. Wir müssen es bezeugen, predigen und erflehen."
Franziskus unterstrich die in der Erklärung des Religions-Kongresses von Nur-Sultan enthaltene Forderung an die Staats- und Regierungschefs der Welt, "Konflikte und Blutvergießen überall zum Stillstand zu bringen und aggressive und zerstörerische Rhetorik aufzugeben" und fügte hinzu: "Wir bitten euch im Namen Gottes und zum Wohle der Menschheit: Setzt euch für den Frieden ein, nicht für die Rüstung! Nur wenn ihr dem Frieden dient, wird euer Name in der Geschichte groß bleiben."