Papst wohl nicht an Begnadigungs-Affäre in Ungarn beteiligt

"Nicht kommuniziert"

Ungarns Präsidentin ist am Wochenende wegen einer Begnadigungs-Affäre zurückgetreten. Der Vatikan war laut der ungarischen Regierung darin nicht verwickelt. Katalin Novak habe alleine über die Begnadigung entschieden.

Willkommenszeremonie für Papst Franziskus mit Katalin Novak, Staatspräsidentin von Ungarn, am Sandor-Palast in Budapest / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Willkommenszeremonie für Papst Franziskus mit Katalin Novak, Staatspräsidentin von Ungarn, am Sandor-Palast in Budapest / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

Der Vatikan war nach Angaben der ungarischen Regierung nicht an der Begnadigungs-Affäre beteiligt, die zum Rücktritt der ungarischen Präsidentin Katalin Novak geführt hat. Der für internationale Kommunikation zuständige Staatssekretär Zoltan Kovacs teilte am Montag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) auf Anfrage mit, das ungarische Staatsoberhaupt habe über die Begnadigung entschieden, ohne darüber mit dem Heiligen Stuhl oder dem Papst zu kommunizieren.

Papst Franziskus und Katalin Novak während ihres Treffens im Vatikan / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus und Katalin Novak während ihres Treffens im Vatikan / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

Papstbesuch als Anlass

Wörtlich erklärte Kovacs: "Die Präsidenten der ungarischen Republik machen von Zeit zu Zeit von ihrem Begnadigungsrecht Gebrauch, oft zu besonderen Anlässen oder Feiertagen. Der Besuch von Papst Franziskus im April 2023 war ein solcher Anlass."

Auf die Frage, ob es wegen der Namen der zu begnadigenden Personen einen Austausch mit dem Vatikan gegeben habe, erklärte der Staatssekretär, dass Staatsoberhäupter in "Begnadigungsfällen selbstständig entscheiden, ohne mit Außenstehenden wie etwa dem Heiligen Stuhl oder dem Papst darüber zu kommunizieren. Dies war natürlich auch der Fall in Ungarn."

Missbrauchsvertuschung

Novak hatte im April 2023 anlässlich des Besuchs von Papst Franziskus in Ungarn den stellvertretenden Direktor eines Waisenhauses teilweise begnadigt. Der Mann war in Ungarn verurteilt worden, weil er an der Vertuschung von Missbrauchsfällen in dem Heim beteiligt war. Der Heimleiter wurde damals wegen aktiver Beteiligung am Missbrauch zu acht Jahren Gefängnis verurteilt, sein Stellvertreter wegen Vertuschung zu drei Jahren und vier Monaten.

Diese Haftstrafe war durch die Begnadigung um neun Monate verkürzt worden. Die Nachricht von der Begnadigung des Stellvertreters löste in den vergangenen Monaten eine Empörungswelle in ungarischen Medien aus. Am Samstag erklärte Novak ihren Rücktritt als Staatspräsidentin.

Katholische Kirche in Ungarn

Die Geschichte Ungarns ist eng mit der katholischen Kirche verknüpft. Der heiliggesprochene König Stephan I. (997-1038) begründete nicht nur den ungarischen Staat, sondern auch zehn Bistümer und mehrere Benediktinerabteien, darunter auch die heutige Erzabtei Pannonhalma, deren Abt Vollmitglied der Bischofskonferenz ist.

Ungarische Flagge / © Savvapanf Photo (shutterstock)
Quelle:
KNA