Vor der ersten Afrika-Reise von Papst Franziskus ist die Ungewissheit so groß wie vor keiner anderen Reise dieses Pontifikats. Auch wenige Tage vor ihrem Beginn ist fraglich, ob Franziskus sein drittes und letztes Besuchsland, die Zentralafrikanische Republik, überhaupt besuchen kann. Laut dem offiziellen Programm soll er vom 29. bis 30. November in die Hauptstadt Bangui kommen. Am 25. November bricht er zunächst nach Kenia auf und reist am 27. weiter nach Uganda, wo er jeweils die Hauptstädte Nairobi und Kampala besucht.
Zweifel am Besuch in Zentralafrikanischer Republik bleiben
Der Papst selbst und sein Kardinalstaatssekretär ließen angesichts der Gewalt im Land zuletzt Zweifel an einem Besuch in Bangui erkennen. Er hoffe, dass er dieses Projekt verwirklichen könne, sagte Franziskus kürzlich zum Abschluss eines Friedensappells. Seit dem Sturz des damaligen Präsidenten Francois Bozize durch das Rebellenbündnis Seleka im März 2013 droht die Zentralafrikanische Republik in Chaos und Gewalt zu versinken. Als Reaktion auf den Putsch gründete sich die Anti-Balaka-Miliz, die sich schwere Kämpfe mit Seleka lieferte.
2014 einigten sich die Konfliktparteien zwar auf eine Übergangsregierung. Zuletzt ist die Gewalt jedoch neu entflammt. Der gewaltsame Tod eines Taxifahrers löste Ende September bewaffnete Unruhen in der Hauptstadt aus. Bislang kamen nach UN-Angaben seitdem mindestens 90 Personen ums Leben; 40.000 Menschen verließen ihre Häuser.
Flüchtlingsprobleme in allen Besuchsländern
Alle drei Besuchsländer des Papstes haben ein großes Flüchtlingsproblem. Seit dem gewaltsamen Sturz von Staatspräsident Bozize sind in der Zentralafrikanischen Republik insgesamt mehrere hunderttausend Menschen auf der Flucht. Franziskus will in Bangui ein Flüchtlingslager besuchen. Im Nordosten Kenias ist das Lager Dadaab mit geschätzten 650.000 Bewohnern das größte der Welt; sie stammen vor allem aus dem Nachbarland Somalia. Und Uganda beherbergt zahlreiche Flüchtlinge aus dem Südsudan.
In Kenia, einem der ärmsten Länder der Welt, will Franziskus eines der rund 100 Elendsviertel der Hauptstadt Nairobi besuchen. Das ostafrikanische Land war in jüngster Zeit zudem Schauplatz islamistischer Terroranschläge. Das verleiht dem Treffen mit Vertretern der Religionsgemeinschaften in Nairobi besondere Bedeutung.
In Uganda dürfte Franziskus auch mit dem Thema Aids konfrontiert werden. Trotz beachtlicher Erfolge im Kampf gegen die Immunschwächekrankheit seit den 90er Jahren starben 2014 immer noch zahlreiche Menschen im Land an ihren Folgen. Lange galt Uganda als Vorzeigeland in Sachen Aids-Prävention. In den vergangenen Jahren stieg die Zahl der Neuinfektionen jedoch wieder leicht an.
Die Aufklärungskampagne unter Staatspräsident Yoweri Museveni setzte anfänglich stark auf eheliche Treue. Das wurde von katholischer Seite sehr begrüßt. Mittlerweile allerdings spielt auch hier künstliche Verhütung eine zentrale Rolle bei der Aufklärung. Dahinter steht nach Ansicht ugandischer Kirchenvertreter Druck internationaler Hilfsorganisationen. Papst Franziskus hat wiederholt eine "ideologische Kolonisation" angeprangert - etwa indem der Westen Hilfen für arme Länder an eine Übernahme bestimmter Anschauungen und Verhaltensweisen knüpft.
Franzosen sollen Lage in Zentralafrikanischer Republik sichern
Auf die Frage, wer den Schutz des Papstes in der Zentralafrikanischen Republik garantiere, antwortete ein Priester aus dem Land dieser Tage in Rom: die Franzosen und die UN-Soldaten. Doch die Regierung in Paris selbst sieht sich offenbar nicht als Beschützerin des Papstes.
Schon vor den Terroranschlägen von Paris rieten Armee und Behörden dem Vatikan von dem Besuch ab. Frankreich werde dafür keine Soldaten abstellen, berichtete die Zeitung "Le Monde" unter Berufung auf eine ungenannte Quelle. Die 900 Mann starke Truppe der einstigen Kolonialmacht in Bangui habe eine klar umrissene Aufgabe: die Sicherung des Flughafens und Hilfestellung bei einer möglichen Evakuierung.
Es wäre die kurzfristigste Absage einer Papstreise, aber keineswegs die erste. 1999 konnte Johannes Paul II. nicht wie geplant den Irak besuchen, weil sich die Behörden dort nicht in der Lage sahen, eine reibungslosen Ablauf zu garantieren. Und fünf Jahre zuvor hatte er bereits einen Besuch in Sarajevo absagen müssen. Damals sollen die Vereinten Nationen Vorbehalte geäußert haben.