Der frühere Regensburger Domkapellmeister Georg Ratzinger (92) hat sein gesundheitliches Befinden und das seines Bruders, des emeritierten Papstes Benedikt XVI. (89), als positiv bewertet. "Optimistischerweise muss man sagen: Es geht uns beiden noch gut", verriet er der "Passauer Neuen Presse" (Freitag). Aber natürlich hinterlasse die Zeit ihre Spuren. So hätten beide Schwierigkeiten mit dem Gehen, stimmlich gehe es wiederum Georg Ratzinger besser, und für die Augen gelte, dass Benedikt XVI. "ein Stückerl besser" sehe.
Erinnerung an "Benedikt in Bayern" bleibt lebendig
Angesprochen auf den Besuch von Benedikt XVI. vor zehn Jahren in Bayern sagte Ratzinger, die Erinnerung bleibe im Inneren lebendig, "aber wir sprechen kaum drüber". Es gebe immer wieder neue Ereignisse, die in die Unterhaltungen der beiden Brüder einfließen würden. Zu den Auswirkungen, die damals die Regensburger Rede des Papstes in der islamischen Welt auslösten, meinte der Domkapellmeister, dass ihm das sehr leidgetan habe. "Aber es ist heute so: Wenn irgendwo Animositäten berührt werden, dann schwappen die Gemüter hoch, und die ganze Geschichte läuft aus dem Ruder."
Fast hätte es "koa Suppn" gegeben
Auch mit Anekdoten konnte Ratzinger aufwarten. So seien damals in Altötting er und der Bibelwissenschaftler Franz Mußner (1916-2016) die einzigen gewesen, die die offizielle Erlaubnis gehabt hätten, einen Stock mitzuführen. Denn Stöcke und Schirme seien aus Sicherheitsgründen verboten gewesen. "Aber wir zwei durften - wir galten als ungefährlich", so der Kommentar des Ex-Domkapellmeisters. - Aufregung habe es auch in Regensburg gegeben, als Ratzingers damalige Haushälterin Agnes Heindl die zuvor bei ihr in der Wohnung vorbereitete Suppe für das päpstliche Mittagessen mit dem Topf über die Straße ins Haus des Domkapellmeisters habe tragen wollen. Die Polizei habe die Frau anfangs nicht durchgelassen. Aber ihr Satz: "Ja, dann gibt's halt koa Suppn!" sei letztlich überzeugend gewesen.