Papstgesandter soll Wege diplomatischer Lösungen erörtern

Wenige Chancen auf schnellen Frieden

Kardinal Matteo Zuppi führt an diesem Mittwoch in Moskau Gespräche mit dem Berater von Präsident Wladimir Putin, Juri Uschakow. Es sollen mögliche Wege einer politisch-diplomatischen Lösung erörtert werden.

Kardinal Matteo Zuppi, Erzbischof von Bologna (Italien) und Vorsitzender der Italienischen Bischofskonferenz, am 25. Mai 2023 bei einem Treffen der italienischen Bischöfe und nationalen Delegierten des Synodenprozesses im Vatikan. / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Kardinal Matteo Zuppi, Erzbischof von Bologna (Italien) und Vorsitzender der Italienischen Bischofskonferenz, am 25. Mai 2023 bei einem Treffen der italienischen Bischöfe und nationalen Delegierten des Synodenprozesses im Vatikan. / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

Kreml-Sprecher Dmitri Peskow sagte laut russischen Nachrichtenagenturen, im Auftrag Putins werde Uschakow mit Zuppi die Lage rund um den Konflikt in der Ukraine erörtern. Peskow und die katholische Kirche äußerten sich bislang nicht dazu, ob Zuppi auch Putin oder andere ranghohe Politiker treffen wird.

Erst wenige Stunden vor Ankunft des Kardinals in der russischen Hauptstadt am Dienstagabend hatte der Heilige Stuhl den Besuch mitgeteilt. Zuppi will bis Donnerstag laut Vatikanangaben "zu Gesten der Menschlichkeit" ermutigen. Diese sollten dazu beitragen, die "tragische aktuelle Situation" zu lösen und Wege für einen gerechten Frieden zu finden.

Papst Franziskus hatte Zuppi, der Vorsitzender der Italienischen Bischofskonferenz sowie Erzbischof von Bologna ist, Ende Mai zum Leiter einer vatikanischen Friedensmission ernannt. Vor drei Wochen war der Papst-Gesandte bereits in die Ukraine gereist und hatte dort unter anderen mit Präsident Wolodymyr Selenskyj gesprochen.

Treffen mit Patriarch Kyrill I.

Am Donnerstag will Zuppi mit dem russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill I. zusammenkommen und einen Gottesdienst in der Moskauer katholischen Kathedrale feiern, wie die katholische Russische Bischofskonferenz auf Anfrage mitteilte. Deren Sekretär, Pater Stephan Lipke, äußerte sich vorsichtig optimistisch über die Friedensmission des Vatikans für die Ukraine.

Bestimmt könne mit Unterstützung Zuppis etwa Kriegsgefangenen geholfen werden, sagte Lipke im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Wenn der Kardinal bei seinen Gesprächen in Moskau gut zuhöre und "der Papst das Gehörte aufnimmt und weise geistlich unterscheidet, dann kann diese Mission ein Beitrag zumFrieden werden". Das Entscheidende sei, "zu hoffen und zu beten", so der deutsche Jesuit. 

Zuppi wird bei seiner Reise von einem Beamten des vatikanischen Staatssekretariats begleitet. Vorgesehen sind auch Unterredungen mit dem Papstbotschafter in Moskau, Erzbischof Giovanni d'Aniello, und dem Vorsitzenden der dortigen Bischofskonferenz, Erzbischof Paolo Pezzi. Der 67-jährige Zuppi ist eng mit der Gemeinschaft von Sant'Egidio verbunden, die für den Vatikan schon wiederholt in delikaten Vermittlerfunktionen bei internationalen Konflikten tätig war.

Wenige Chancen für raschen Frieden

Unterdessen sagte der vatikanische Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, er sehe derzeit nur wenige Chancen für einen raschen Frieden in der Ukraine. Russland habe signalisiert, dass man stets bereit sei, auch ohne Voraussetzungen zu verhandeln, dass aber ein Rückzug aus dem Donbass undenkbar sei, sagte der Chefdiplomat des Papstes am Mittwoch im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Kathpress und Vertretern österreichischer Medien in Rom. Dies wiederum sei aber für die Ukraine eine Bedingung für einen Waffenstillstand und Friedensverhandlungen.

Die Ukraine habe ihren Friedensplan und wolle davon wegen der darin enthaltenen humanitären Anliegen nicht abrücken, erläuterte Parolin. Er gehe davon aus, dass sich auch die aktuelle Friedensmission von Kardinal Zuppi auf den humanitären Bereich konzentrieren werde. Insbesondere gehe es dabei um die Kinder, die aus der Ukraine nach Russland gebracht worden seien.

Mit Blick auf den scheinbaren Umsturzversuch der russischen Söldnereinheit Wagner um Jewgeni Prigoschin sagte Parolin, in Russland sei die Lage zuletzt in Bewegung geraten. Man wisse aber noch nicht, was in Moskau wirklich vorgegangen ist. Im Vatikan warte man nun auf die Rückkehr Zuppis, der dann vielleicht eine Einschätzung abgeben könne.

Quelle:
KNA