Papstreise in die Türkei: CDU/CSU-Abgeordnete kritisieren Erdogan

Bewusste Brüskierung des Pontifex?

Bundeskanzlerin Merkel hat die Absage des türkischen Ministerpräsidenten Erdogan an ein Treffen mit Papst Benedikt XVI. während dessen Türkei-Reise als "verpasste Chance" bezeichnet. Dies gelte "gerade nach dem Dialog, den der Papst mit dem Islam begonnen hat", sagte Merkel der "Süddeutschen Zeitung".

 (DR)


Bundeskanzlerin Merkel hat die Absage des türkischen Ministerpräsidenten Erdogan an ein Treffen mit Papst Benedikt XVI. während dessen Türkei-Reise als "verpasste Chance" bezeichnet. Dies gelte "gerade nach dem Dialog, den der Papst mit dem Islam begonnen hat", sagte Merkel der "Süddeutschen Zeitung". Der Kardinal-Höffner-Kreis, ein Forum engagierter Christen innerhalb der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, warf der türkischen Regierung vor, den Papst ganz bewusst zu brüskieren. Benedikt will vom 28. November bis 1. Dezember in die Türkei reisen. - Lesen Sie hier das domradio-Dossier zu dem Besuch.

Laschet: Erdogan begeht "Affront" gegen den Papst =
Als "Affront" gegen den Papst hat es der nordrhein-westfälische Integrationsminister Armin Laschet (CDU) bezeichnet, dass es beim Türkei-Besuch von Benedikt XVI. nicht zu einem Treffen mit Premierminister Recep Tayyip Erdogan kommen wird. Das passe nicht zu einem Beitrittsland der Europäischen Union, sagte Laschet.

Der Papst stehe für den interkulturellen Dialog und wolle mit seiner Reise auch die Rechte der Christen in der Türkei stärken. Nach Laschets Einschätzung hat der Besuch aber keinerlei Einfluss auf den EU-Beitrittsprozess des Landes. Benedikt XVI. werde sich sicher in diese Frage nicht einmischen. Die Rechtsstandards für Christen hätten unabhängig vom Beitrittsprozess Bestand, betonte Laschet. Die EU-Kommission hatte in ihrem am Mittwoch veröffentlichten EU-Fortschrittsbericht fehlende Religionsfreiheit in der Türkei angemahnt.

Dialogverweigerung
CDU-Generalsekretär Pofalla warf Erdogan in Berlin eine "Verweigerung des notwendigen Dialogs" vor. Er kritisierte, dass in der Türkei grundlegende Rechte der Christen verletzt würden. Sie würden bei ihrer Glaubensausübung diskriminiert. Ein Treffen zwischen Erdogan und dem Kirchenoberhaupt hätte in dieser Frage ein positives Signal geben können. Pofalla war im Sommer zu Gesprächen mit Kirchenvertretern in das Land am Bosporus gereist.

Papst Benedikt XVI. reist vom 28. November bis 1. Dezember in das Land am Bosporus. Die türkische Botschaft in Italien hatte vergangene Woche bestätigt, dass eine Begegnung zwischen Erdogan und dem Papst nicht möglich sei, weil der Politiker zur gleichen Zeit am Nato-Gipfel in Lettland teilnehme. Der Vatikan selbst war Presseberichten entgegengetreten, der türkische Ministerpräsident habe sich bewusst gegen ein Treffen mit Benedikt XVI. entschieden. Der Regierungschef habe versucht, ein Gespräch mit dem Papst zu ermöglichen, den Termin aber nicht garantieren können, hieß es.