Kardinal Baltazar Enrique Porras, seit Juni pensionierter Erzbischof von Venezuelas Hauptstadt Caracas, wird am Donnerstag (10. Oktober) 80 Jahre alt. Mit Erreichen dieser Altersgrenze scheidet der frühere Vorsitzende der Bischofskonferenz Venezuelas und Vizepräsident des Lateinamerikanischen Bischofsrates CELAM aus dem Kreis der Papstwähler aus. Damit sind dann noch 121 der 235 Kardinäle der Weltkirche in einem möglichen Konklave stimmberechtigt.
Porras ist seit Jahrzehnten eine prägende Figur der katholischen Kirche in Venezuela und gehört zu den einflussreichen Kirchenvertretern Lateinamerikas. Häufig war er auch in Deutschland präsent, etwa bei Katholikentagen.
Lange Zeit leitete Porras die Erzdiözese Merida (1991-2023). 2018 übertrug ihm Papst Franziskus zusätzlich das vakante Hauptstadtbistum Caracas, zunächst übergangsweise, 2023 dann als Erzbischof. Die Altersgrenze für Bischöfe ist nach dem Kirchenrecht eigentlich bereits mit 75 Jahren erreicht. 2019 ernannte ihn Papst Franziskus außerdem noch zu einem der drei Vorsitzenden der Amazonas-Synode in Rom, die das Bischofstreffen in seinem Namen leiten sollten.
Vertrauen des Papstes
Mit Porras' Kardinalserhebung 2016 würdigte Papst Franziskus dessen großen Einsatz als Seelsorger und politischer Vermittler in dem krisengeschüttelten Land. Der Erzbischof selbst wertete seine Beförderung als ein Zeichen der Sorge des Papstes für Venezuela.
Porras wurde am 10. Oktober 1944 in der Hauptstadt Caracas geboren und 1967 zum Priester geweiht. Der Doktor der Pastoraltheologie war sowohl als Pfarrer wie auch als Professor im Einsatz; von 1979 bis 1983 war er Rektor des Priesterseminars in Caracas. An der Spitze der Venezolanischen Bischofskonferenz stand Porras von 1999 bis 2006; von 2007 bis 2011 war er Erster Vizepräsident des Lateinamerikanischen Bischofsrates CELAM.
Schutz für Chavez
Zu den autokratischen Regierungen Venezuelas hatte Porras stets ein schwieriges Verhältnis. Doch obwohl Präsident Hugo Chavez (1999-2013) die kirchliche Hierarchie noch Anfang 2002 öffentlich als «Krebsgeschwür» bezeichnet hatte und die staatlich gelenkten Medien den Erzbischof etwa im Gestapo-Mantel mit Hakenkreuz oder als Großinquisitor zeigte, rief Chavez in der Putschnacht des 11. April bei der Bischofskonferenz an und bat um den Schutz seines Lebens und seiner Familie.
Porras als Vorsitzender der Bischöfe und sein Generalsekretär kamen der Bitte nach - «aus priesterlicher Verpflichtung», wie er der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) später berichtete. Als Chavez nach den Wirren die Zügel wieder in der Hand hielt, zeigte er sich zunächst noch friedlich. Später warf er die mediale Propaganda wie zuvor an. De facto war die katholische Kirche lange Zeit die praktisch einzige hörbare kritische Stimme im Land.