DOMRADIO.DE: Wahrscheinlich würde kaum jemand das 2000 Seelen Dorf Wacken in Schleswig Holstein kennen, wenn nicht das Wacken Open Air Festival wäre. Das allerdings hat Kultstatus und gilt längst als eines der größten Heavy Metal Festivals der Welt. Nach zwei Jahren Corona-Zwangspause geht es ab Mittwoch wieder los.
Vorher lädt die evangelische Kirchengemeinde vor Ort zur traditionellen Metal Church in die Dorfkirche ein. Pastorin Denise Westphal Die wird den Auftaktgottesdienst morgen halten. Metal Church, das klingt ja ziemlich wild. Sind Sie denn selbst eigentlich auch Metal Fan?
Denise Westphal (Pastorin): Ich bin eigentlich kein Metal Fan. Ich habe es auch noch nicht weiter gebracht als bis zu ACDC in Berlin. Aber Metal ist, glaube ich, sehr viel härter. Ich bin auch das erste Mal dabei, aber was mich fasziniert, sind einfach diese total freundlichen Menschen, die gut drauf sind. Darum denke ich, werde ich das auch gut aushalten und bin gespannt auf das, was kommt.
Wir laden ein zum Gottesdienst. Mir ist immer gesagt worden, dieser Gottesdienst sei voll, die Leute kommen gern. Es ist ihnen ein Bedürfnis, noch mal Ruhe zu tanken, auch zu singen, zu beten. Das werden wir in diesem Gottesdienst tun unter dem Motto "Gott ist unsere Lebenskraft".
DOMRADIO.DE: Welche Rolle wird das Motto im Gottesdienst spielen?
Westphal: Das wird sich in den Gebeten, natürlich in den Liedern widerspiegeln. Eine Bäuerin aus Wacken, die auch in der Kirchengemeinde ehrenamtlich beschäftigt ist und den Kindergottesdienst gestaltet, sagt immer "Ich habe so viel in der Landwirtschaft zu tun und da ist so viel im Umbruch im Augenblick. Da fällt uns auch vieles schwer und manches fliegt uns um die Ohren. Ich tanke Kraft im Gottesdienst, das brauche ich." Das wird sie uns erzählen.
Wir werden und dazu auch noch das Lied "Let it be" von Paul McCartney angucken, das religiöse Luft sozusagen einatmet. Das werden wir dann natürlich auch miteinander singen.
DOMRADIO.DE: Warum, finden Sie, ist das überhaupt so wichtig, dass die Kirche bei so einem für kirchliche Verhältnisse doch eher ungewöhnlichen Festival dabei ist?
Westphal: Ich glaube, Kirche kann die Menschen in allen Situationen ihres Lebens begleiten, weil der Glaube genau da ansetzt und Gott mit uns sein will. Ich würde es schwierig finden, wenn Kirche sich an der Stelle entziehen würde. Zumal die Leute sagen, so wie sie gekleidet sind, wie sie drauf sind, wünschen sie sich die Kirche, dass die da ist, dass das Haus offen ist und sie mit guten Worten getröstet werden, ihnen Zuspruch gegeben wird auch für diese Tage.
Ich habe heute mit den Seelsorgern des Geländes gesprochen, das geht da manchmal auch sehr an die Grenzen. Es ist warm und die Leute feiern mehrere Tage, die essen nicht regelmäßig, die schlafen nicht gut. Das ist schon ganz schön schwierig. Und da ist Kirche dann auch da.
DOMRADIO.DE: Was wünschen Sie sich und natürlich den vielen Teilnehmerinnen und Teilnehmern für das Festival für die kommenden Tage?
Westphal: Ich wünsche allen erst mal natürlich viel Freude, dass das Wetter stabil bleibt und die nicht alle im Schlamm ertränken. Außerdem wünsche ich mir, dass das überhaupt alles gut geht, dass nichts passiert und alle friedlich und einfach mit guter Laune wieder nach Hause fahren können. Wenn Kirche da so ein Stück Begleitung ist, finde ich das wunderbar. Ich habe da Spaß und Freude daran. Das ging schon heute Morgen los und das ist hoffentlich morgen dann und auch in den nächsten Tagen noch der Fall.
Das Interview führte Hilde Regeniter.